Stadtwerke Köln GmbH Geschäftsbericht 2022
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Ein Jahr im Ausnahmezustand

Das Geschäftsjahr 2022 war geprägt von den Auswirkungen des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine sowie der noch anhaltenden Corona-Pandemie. Während es infolge des Krieges zu extremen Preisschwankungen an den Energiemärkten kam, hat die Corona-Pandemie Spuren im Mobilitäts- und Konsumverhalten der Menschen hinterlassen. Beide Entwicklungen hatten erheblichen Einfluss auf den Stadtwerke Köln Konzern.

In beiden Krisen hat sich der Stadtwerke Köln Konzern im Geschäftsjahr 2022 gut behauptet. Er verzeichnete einen konsolidierten Konzernaußenumsatz von rund 11,0 Mrd. € ohne Energiesteuer. Das waren rund 4,4 Mrd. € beziehungsweise 66,7 % mehr als im Vorjahr – ein unmittelbarer Effekt aus den Ausschlägen in den Energiemärkten. Der Jahresüberschuss lag bei 123 Mio. € und damit 21 Mio. € beziehungsweise 21 % über dem Vorjahr. Die Ergebnisprognose hatte angesichts der befürchteten wirtschaftlichen Folgen des Ende Februar begonnenen Ukraine-Krieges und der Unsicherheiten über den weiteren Verlauf der Corona-Pandemie lediglich in einer Bandbreite von 30 bis 40 Mio. € gelegen. Im Jahresverlauf zeigte sich, dass die Ausnahmesituation insbesondere an den Energiemärkten die Ertragsstärke des Konzerns nicht negativ beeinflusst hat. Die Geschäftsfelder verzeichneten zum Teil deutlich positive Abweichungen gegenüber dem Plan. Lediglich der Ergebnisbeitrag des Geschäftsfeldes Abfallentsorgung und -verwertung war gegenüber dem Vorjahr rückläufig, da dieses durch einen positiven Sondereffekt aus einem Grundstücksverkauf geprägt war.

»Die Ausnahmesituation an den Energiemärkten hat die Ertragsstärke des Konzerns hart auf die Probe gestellt und gezeigt, wie resilient die Stadtwerke sind. Das bestärkt uns darin, die Herausforderungen der Transformation im Verbund gut zu meistern.«

Andreas Feicht, Vorsitzender der Geschäftsführung der
Stadtwerke Köln GmbH
Andreas Feicht

Das Ergebnis der Stadtwerke Köln GmbH (SWK) wird von Ergebnisbeiträgen der operativ tätigen Tochterunternehmen geprägt. Im Geschäftsjahr 2022 erzielte die SWK einen Jahresüberschuss von 68,4 Mio. €, im Vorjahr hatte der Überschuss 72,7 Mio. € betragen. Im Vergleich zum Wirtschaftsplan 2022 hat die SWK das geplante Ergebnis von 27,6 Mio. € um rund 40,8 Mio. € übertroffen. Zu diesem Mehrergebnis gegenüber dem Plan trugen alle Tochtergesellschaften bei, insbesondere die GEW.

Der Bilanzgewinn der SWK aus dem Vorjahr (20,0 Mio. €) wurde vollständig an die Gesellschafterin Stadt Köln ausgeschüttet. Aus dem Jahresüberschuss des Berichtsjahres sollen rund 28,4 Mio. € in die Gewinnrücklagen eingestellt werden. Der Bilanzgewinn für 2022 in Höhe von 40,0 Mio. € soll vorbehaltlich des Beschlusses der Gesellschafterversammlung im Juni 2023 an die Gesellschafterin Stadt Köln ausgeschüttet werden.

»Die Corona-Pandemie hat tiefe Spuren im Mobilitäts- und Konsumverhalten der Menschen hinterlassen. Nicht minder die staatlichen Eingriffe in den ÖPNV. Das gibt uns neue Herausforderungen auf

Stefanie Haaks, Geschäftsführung der
Stadtwerke Köln GmbH
Stefanie Haaks

Negativ fiel derweil der Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit aus. Er lag im Berichtsjahr für Konzern/GmbH bei -306,8 Mio. € nach +681,5 Mio. € im Vorjahr. Dieser deutliche Rückgang steht im engen Zusammenhang mit der Entwicklung der Energiepreise in den vergangenen beiden Geschäftsjahren: Die zunächst stark ansteigenden, dann aber deutlich fallenden Energiepreise haben einen direkten Einfluss auf die Höhe der notwendigen Sicherheitsleistungen, die bei der Energiebeschaffung an der Börse zu hinterlegen sind. Diese stark schwankenden sogenannten Margins hatten zunächst zu einem hohen Cash-Zufluss geführt, dann aber zum Jahresende 2022 zu einem noch höheren Cash-Abfluss. Zum Ende der Berichtsperiode lag dementsprechend auch die Liquidität deutlich unter dem Vorjahreswert, der durch das seinerzeit deutlich höhere Energiepreisniveau stark beeinflusst worden war. Bezogen auf die durchschnittliche Höhe des Finanzmittelfonds der vergangenen Jahre ist die Konzernliquidität im Finanzmittelfonds mit 358,5 Mio. € per 31. Dezember 2022 wieder als „normal“ einzustufen. Somit verfügte der Konzern auch im abgelaufenen Geschäftsjahr über eine ausreichende Liquiditätsbasis, um jederzeit seine Investitionen, die Tilgung von Finanzverbindlichkeiten sowie die Dividendenzahlungen an die Anteilseigner finanzieren zu können.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat der Konzern Investitionen in Sachanlagen, immaterielle Vermögenswerte und Finanzanlagen in einer Höhe von insgesamt 498,8 Mio. € getätigt. Das waren 124,6 Mio. € mehr als im Vorjahr. Die Investitionen kamen allen Geschäftsfeldern zugute. Sie dienten unter anderem dem Erhalt und der Erweiterung von Versorgungsanlagen, dem Kauf neuer Stadtbahnwagen, der Modernisierung der Binnenschifffahrtsflotte und dem Ausbau der Netzinfrastruktur.

Die Konzern-Bilanzsumme stieg zum 31. Dezember 2022 um 393,8 Mio. € auf 7,533 Mrd. €. Ebenso erhöhte sich das Eigenkapital infolge gestiegener Gewinnrücklagen deutlich. Dennoch ging die Eigenkapitalquote aufgrund der signifikanten Steigerungen des Anlage- und Umlaufvermögens leicht von 23,3 % im Vorjahr auf 23,1 % zurück.

»Die Bundesregierung will bis zum Jahr 2030 einen flächendeckenden Glasfaserausbau erreichen. Wir werden dazu bereits im kommenden Jahr möglichst viele weitere Haushalte mit Glasfaser erschließen.«

Timo von Lepel, Geschäftsführung der
Stadtwerke Köln GmbH
Timo von Lepel

In der Gesamtbetrachtung weist der Stadtwerke Köln Konzern trotz des turbulenten Energiemarktumfeldes und der damit verbundenen Herausforderungen für die Energiebeschaffung und das Liquiditätsmanagement insgesamt weiterhin eine zufriedenstellende Bilanz- und Kapitalstruktur auf. Auch im herausfordernden Jahr 2022 haben die SWK und ihre Konzerngesellschaften ihren öffentlichen Zweck im Rahmen der Daseinsvorsorge vollumfänglich erfüllt. Stabile Erträge und eine belastbare Bilanzstruktur schaffen weiterhin die Voraussetzungen für ein breites und tiefes Angebot und eine nachhaltige Geschäftsentwicklung in allen Tätigkeitsfeldern.

Für das Jahr 2023 plant der Konzern mit Umsatzerlösen von über 10 Mrd. € und mit einem Investitionsvolumen von insgesamt mehr als 500 Mio. €. Investitionsschwerpunkte werden auf den Geschäftsfeldern Energie und Wasser, Öffentlicher Personennahverkehr sowie Hafenumschlag und Güterverkehr liegen. Inhaltlich werden dabei das Ziel der vollständigen Dekarbonisierung der Strom- und Wärmeversorgung in Köln bis zum Jahr 2035, der Ausbau der E-Bus-Flotte im Stadtgebiet sowie eine klimagerechte und standortsichernde Binnenschifffahrt im Mittelpunkt stehen.

Ein genauerer Blick auf wesentliche Geschäftsfelder und Tochtergesellschaften macht deutlich, wie sehr die Gefährdung der europäischen Friedensordnung durch Russland und die Folgen der Corona-Pandemie den Verlauf des Geschäftsjahres 2022 bestimmt haben. Im Geschäftsfeld Energie und Wasser war erstmalig in der Nachkriegsgeschichte die Versorgungssicherheit mit Energie ernsthaft in Gefahr. Die Energieversorgungsunternehmen hatten in der Folge große Risiken und Herausforderungen mit stark volatilen Energiemärkten sowie deren Auswirkungen auf Kundinnen und Kunden zu managen. Die Umsatzerlöse stiegen gegenüber dem Vorjahr um 85 % auf rund 9,349 Mrd. €. Im Energiehandel lagen die Außenumsätze mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr, auch bei Strom, Gas und Fernwärme stiegen sie signifikant. Die Umsatzerlöse der Sparte Wasser fielen. Der Umsatzanstieg im Geschäftsfeld war nahezu vollständig preisgetrieben.

Der Gesamtabsatz beim Strom ging bei der RheinEnergie sowohl gegenüber Vorjahr als auch gegenüber dem Plan leicht zurück. Auch die geplanten Wärmemengen wurden nicht erreicht. Lediglich der Absatz an Gas lag über Plan. Die Nachfrage nach Energiedienstleistungen ist erneut gestiegen, da die Bereitschaft, Energiekosten einzusparen und Emissionen zu senken, weiter zugenommen hat. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen auf den Energiemärkten konnte die RheinEnergie ein Ergebnis in Höhe von 136,5 Mio. € an die GEW abführen (Vorjahr: 134,6 Mio. €).

Mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung interner Prozesse und Investitionen in die Dekarbonisierung über alle Wertschöpfungsstufen will die RheinEnergie die Basis für weiteres Wachstum schaffen und ihre Ertragskraft langfristig erhalten. Dabei setzt das Unternehmen darauf, die sich ergebenden Chancen in der Transformation der Energieversorgung zu nutzen und neue Kundenbedürfnisse mit innovativen und attraktiven Energiedienstleistungen zu beantworten.

»Mit stabilen Erträgen und einer belastbaren Bilanzstruktur schaffen wir die Voraussetzungen für ein breites und tiefes Angebot und für eine nachhaltige Geschäftsentwicklung in allen Tätigkeitsfeldern.«

Michael Theis, Geschäftsführung der
Stadtwerke Köln GmbH
Michael Theis

Das Geschäftsfeld Hafenumschlag und Güterverkehr hatte sich mit massiven Störungen der globalen Lieferketten auseinanderzusetzen. Diese wurden ausgelöst einerseits durch Schließungen von Seehäfen in China wegen der Corona-Pandemie, andererseits durch Sanktionspakete gegen Russland. Zugleich stieg die Nachfrage nach Binnenschifffahrtstransporten, bei gleichzeitig verknapptem Angebot infolge einer zeitweiligen Niedrigwassersituation. Die durch den Krieg entstandene Energieversorgungskrise erhöhte den Bedarf an fossilen Brennstoffen und verteuerte deren Transport. Im Ergebnis stieg der Außenumsatz des Geschäftsfeldes deutlich um rund 30 % auf 631,7 Mio. € (Vorjahr 488,1 Mio. €). Allein die im Geschäftsjahr 2020 erstmals vollkonsolidierten Shipping-Gesellschaften steuerten einen Umsatz von 434,9 Mio. € (Vorjahr 316,8 Mio. €) und einen merklichen Anteil zum Ergebnis bei.

Die Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK) stellt als wichtigste Gesellschaft in dem Geschäftsfeld Infrastruktur und zentrale Dienstleistungen für den Hafenbetrieb und den Schienenverkehr bereit. Im Jahr 2022 hat die HGK eigene Nachhaltigkeitsziele definiert und daraus eine Nachhaltigkeitsstrategie abgeleitet. So setzt die HGK-Shipping seit dem Jahr 2021 in ihrer Schiffsflotte auf hybride und alternative Antriebe. In Zukunft sollen auch mit Wasserstoff betriebene Schiffe die Flotte verstärken.

Im Geschäftsfeld Öffentlicher Personennahverkehr zeigten sich die Nachwirkungen der Corona-Pandemie besonders stark. Zu Beginn des Jahres schrumpfte die Nachfrage durch besondere Beschränkungen und Homeoffice-Regelungen weiter. Über den Sommer führten die bundesweit gültigen 9-Euro-Tickets in den Monaten Juni bis August zwar zu einem zwischenzeitlichen Hoch bei den Fahrgastzahlen, aber auch zu hohen Ausfällen bei den Fahrgeldern. So sank der Außenumsatz des Geschäftsfelds gegenüber dem Vorjahr um 24,6 Mio. € oder 9,5 % auf 234,2 Mio. €. Allerdings hat der Bund als Ausgleich für den entgangenen Umsatz wegen des 9-Euro-Tickets Zuschüsse gezahlt, die in den sonstigen betrieblichen Erträgen ausgewiesen werden. Die KVB geht davon aus, dass die Fahrgastzahlen Mitte 2023 wieder das Niveau des Jahres 2019 erreichen werden. Die Einführung des Deutschlandtickets als Nachfolgemodell für das 9-Euro-Ticket bewertet die KVB wegen weiterer zugesagter Ausgleichszahlungen von Bund und Land als ergebnisneutral.

Die KVB lässt in Köln-Porz derzeit einen neuen Betriebshof für Elektrobusse errichten, auf dem dann im ersten Schritt 51 E-Busse abgestellt und geladen werden sollen. Bis zum Jahr 2030 will die KVB die gesamte Busflotte auf Elektroantrieb umstellen.

Das Geschäftsfeld Telekommunikation profitiert aktuell vom Ziel der Bundesregierung, bis zum Jahr 2030 einen flächendeckenden Glasfaserausbau zu erreichen. Geplant ist, mit Hilfe der dafür vorgesehenen Förderungen möglichst viele weitere Haushalte mit Glasfaser zu erschließen. Zudem könnte die NetCologne auch den Ausbau der 5G-Mobilfunknetze unterstützen und Sendemasten über das flächendeckende Glasfasernetz mit der nötigen Bandbreite versorgen. Im Berichtsjahr stiegen die Umsatzerlöse in dem Geschäftsbereich um rund 7,1 Mio. € oder 2,4 % auf 304,8 Mio. €. Der Anstieg ist überwiegend auf das Umsatzwachstum im Geschäftskunden- und Privatkundenbereich der NetCologne zurückzuführen, wobei vor allem der Wholesale- sowie der Festnetzbereich zulegten.

Das Geschäftsfeld Abfallentsorgung und -verwertung erzielte im Berichtsjahr Umsatzerlöse von 317,0 Mio. €. Das entspricht einem leichten Rückgang von 2,2 Mio. € oder 0,7 % gegenüber dem Vorjahr. Die Umsatzerlöse für die Abfallverwertung sanken, unter anderem, weil weniger Haus- und Sperrmüll anfiel. Dagegen stiegen die Entsorgungserlöse leicht aufgrund höherer Altpapierpreise, Vertragsanpassungen und Leistungserweiterungen.

Das Geschäftsfeld Liegenschaften unterliegt naturgemäß hohen Schwankungen, weil die dort üblichen Bauprojekte über einen längeren Zeitraum geplant, entwickelt und vermarktet werden. Im Berichtsjahr lagen die Umsatzerlöse bei 12,9 Mio. € und damit rund 21 % unter dem Vorjahresumsatz. Im Zentrum standen Projekte rund um die Revitalisierung der Innenstadt in Köln-Porz sowie die städtebauliche Entwicklung des Deutzer Hafens.

Die Sonstigen Geschäftsfelder erzielten einen Umsatz von 172,8 Mio. € nach 166,6 Mio. € im Vorjahr. Hier stiegen zum einen die Erlöse aus dem Abrechnungs- und Vermietungsgeschäft mit Messgeräten, zum anderen profitierte der Bäderbetrieb nach dem Abflauen der Corona-Pandemie von deutlich gestiegenen Besucherzahlen und Umsätzen. Rückläufig war das Projektgeschäft mit Kommunikationsanlagen.

Maßgeblich für den Erfolg des Konzerns und der Gesellschaften und Beteiligungen im Verbund war das große Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dieser besonders herausfordernden Zeit. Zum 31. Dezember 2022 waren in der Holding und in den Konzerngesellschaften inklusive der Auszubildenden 14.053 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, 75 mehr als im Vorjahr. Damit zählt die Unternehmensgruppe zu einem der wichtigsten Arbeitgeberinnen in Köln und der Region. Die Geschäftsführung bedankt sich ausdrücklich bei allen Beschäftigten für das außerordentlich große Engagement und die hervorragende Arbeit in einem Jahr, das von vielen Verwerfungen geprägt war.

Gemeinsam werden wir auch im kommenden Jahr für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Köln da sein. Wir wollen sie mit einer leistungsfähigen Infrastruktur und mit Dienstleistungen versorgen, die für das Funktionieren einer Metropole notwendig sind und die die Stadt Köln darüber hinaus zu einem lebens- und arbeitswerten Zentrum im Westen der Republik machen. Dabei bleibt auch die Region im Fokus, mit der die Stadt und die Stadtwerke eng verwoben sind. Die nachhaltige Entwicklung einer sauberen, klimaschonenden und sozial verantwortlichen Millionenstadt sehen wir als unsere gemeinsame Aufgabe an und begreifen es als unsere Pflicht, Herausforderung und Chance, daran in den kommenden Jahren entscheidend mitzuwirken.

Köln, im Juni 2023

Die Geschäftsführung der Stadtwerke Köln GmbH

Andreas Feicht      Stefanie Haaks      Timo von Lepel      Michael Theis