KÖLNBÄDER GmbH Geschäftsbericht 2022
Interview KölnBäder

»Wir möchten, dass die Menschen in unserer Stadt die KölnBäder in jeder Lebensphase gerne besuchen.«

KURZINTERVIEW

Claudia Heckmann,
Geschäftsführerin der KölnBäder GmbH, spricht über den Kölner Weg im Umgang mit der Energiekrise, die Antwort auf Besucherrückgänge, den Fachkräftemangel und geplante Umbauten.

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Der Betrieb von Bädern ist energieintensiv. Die Energiekrise hat manche Betreiber kreativ werden lassen. Es gab mancherorts Temperaturabsenkungen und den temporären Wegfall von Angebotskomponenten. Wie war es für Sie, skizzieren Sie gerne den Kölner Weg.

Claudia Heckmann: Nun, es gab nach den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie keine Rückkehr zu der Normalität, die wir vorher hatten und herbeigesehnt haben. Es blieb bei einem Krisenmodus. Der Aufruf durch die Regierung zur CO2-Einsparung, der Preisanstieg auf dem Energiemarkt, die Inflation und einige Befürchtungen im Hinblick auf eine Verknappung der Energiereserven haben auch uns einige Kreativität abverlangt. Zwar blieb die befürchtete Gasmangellage mit Versorgungsengpässen glücklicherweise aus, aber wir haben uns durchaus große Gedanken gemacht, welche Bäder und Bereiche wir überhaupt anbieten und wie wir diese so effizient wie möglich betreiben können. Darf es einen Eisbetrieb geben? Wie warm muss das Kursbecken mindestens sein? Uns war klar, es konnte nicht heißen alles oder nichts, sondern es musste eine ausgewogene Lösung her, die möglichst viel, vor allem im Bereich der Daseinsvorsorge für möglichst viele Nutzergruppen zuverlässig abdeckt. Wir möchten, dass die Menschen in unserer Stadt die KölnBäder in jeder Lebensphase gerne besuchen.

Markus Sterzl: Dieser neue Kölner Weg muss kontinuierlich überprüft werden. In seiner Effizienz aber auch in der Wirkung nach innen und außen. Unser Aufsichtsrat muss dabei ebenso mitgenommen werden, wie unsere Gäste, die Stadtgesellschaft, die Mitarbeitenden und der gesamte Stadtwerke Köln Konzern. Wir befinden uns in einem Transformationsprozess, der bei allen eine große Flexibilität voraussetzt. Wir müssen unsere Stakeholder überzeugen, unser Angebot muss in sich ständig verändernden Rahmenbedingungen stets attraktiv und sozialverträglich bleiben. Die moderaten Einschränkungen des Angebots aus Gründen der Energieeffizienz waren aus unserer Sicht alternativlos, vertretbar und stießen bei unseren Gästen überwiegend auf Verständnis. Dennoch gab es beispielsweise am Standort Agrippabad einen Besucherrückgang. Diesen stellen wir den Einsparungen im Energieverbrauch gegenüber.

»Der kontinuierliche Ausbau der überdachten Wasserfläche in unserer Stadt ist für uns ein wünschenswertes politisches Ziel.«

Claudia Heckmann,
Geschäftsführerin der KölnBäder GmbH

Vieles ist im Umbruch, das betrifft Märkte und Unternehmen. Der Fachkräftemangel zeugt von einer sich verändernden Lage am Arbeitsmarkt. Führt auch die Personalsituation zur Angebotsreduktion?

Claudia Heckmann: Das ist in Köln zum Glück bislang nicht der Fall, wenngleich die demografische Entwicklung und die Verschiebung zugunsten akademischer Ausbildung sich auch auf den Markt der Fachkräfte im Bäderbereich auswirken. Köln ist hochpreisig von seinen Mieten und Lebenshaltungskosten. Wir konkurrieren auf einem umkämpften Markt mit Badbetreibern aus ganz Deutschland um die vorhandenen Fachkräfte. Speziell die Situation der Beschaffung von Saisonkräften und Auszubildenden ist herausfordernder geworden. In der Pandemie wurden kaum Rettungsscheine abgenommen. Das Berufsbild ist nicht so bekannt und viele verbinden damit schlechte Bezahlung. Hier müssen wir Aufklärung leisten und für diesen vielseitigen Beruf werben.

Markus Sterzl: Die KölnBäder schaffen gute Perspektiven für ihre Beschäftigten und stehen verhältnismäßig gut da. Als großer Badbetreiber mit 13 vielseitigen Standorten und einem guten Konzept können wir viel bieten und das stimmt uns zuversichtlich für die Akquise und die Zukunft unserer Betriebe. Wir bilden für den eigenen Bedarf aus und haben neue Formate wie das „Saisonkräfte-Speeddating“ im Berichtsjahr ins Leben gerufen, um Interessierte zu qualifizieren und an uns zu binden. Ein neues Recruiting-Tool optimiert unsere Prozesse und lässt uns schnell geeignete Kräfte einstellen. Unsere Corporate Benefits runden das Personalmarketing ab und verschaffen uns einen Wettbewerbsvorteil auf diesem umkämpften Fachkräftemarkt. Wir bieten unseren Mitarbeitenden ein Jobrad-Leasing, ein Job-Ticket, den kostenlosen Besuch unserer Bäderkomplexe und eine sehr attraktive Jahresmitgliedschaft in unseren Fitnessbereichen. Das Gesundheitsmanagement des Stadtwerke Konzerns bietet zusätzliche Angebote – von Raucherentwöhnung über Bogenschießen bis hin zu Yoga oder Tai Chi. Wir unterstützen unsere Mitarbeitenden darin, gesund und aktiv zu leben und das motiviert zusätzlich.

»Wir befinden uns in einem Transformationsprozess, der bei allen eine große Flexibilität voraussetzt.«

Markus Sterzl,
Geschäftsführer der KölnBäder GmbH

Herausforderungen liegen auch im Erhalt des Bäderbestandes bei gestiegenen Baukosten, Fachkräftemangel bei Handwerksbetrieben. Wie können Sie die Bäder mit alternativer Energie ausstatten? Wie können Sie vor dem Hintergrund des prognostizierten Zuzugs die Kölner Bäderlandschaft perspektivisch ausbauen?

Claudia Heckmann: Das ist eine wesentliche Frage und unser erklärtes Ziel. Wir haben das Glück, dass die meisten Standorte aufgrund laufend erfolgter Instandhaltung recht gut in Schuss sind. Einige Aus- und Umbau-Projekte sind fest eingeplant und werden nach und nach umgesetzt, was die Standorte attraktiv hält und für die nächsten Jahrzehnte sichert. Der Umbau Agrippabad ist beschlossen und wird bald starten. Das Ossendorfbad erhält sein Cabriodach. Wir statten einige Standorte mit Photovoltaik aus und sind hierzu im Dialog mit der RheinEnergie sowie der Stadt Köln. Deren ambitionierte Klimaziele unterstützen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten und prüfen entsprechende Kooperations- und Fördermöglichkeiten. Der kontinuierliche Ausbau der überdachten Wasserfläche in unserer Stadt ist für uns ein wünschenswertes politisches Ziel. Hierfür werben wir und hoffen wir auf einen möglichst breiten Konsens und entsprechende Partizipation der Kölner Bürgerschaft. Selbstverständlich freuen wir uns, wenn die Weichen sowohl für den Erhalt der Bäderlandschaft als auch für den Ausbau durch Bäderneubauten gestellt werden.

Markus Sterzl: Wir möchten auch weiterhin gute Möglichkeiten für das Schwimmenlernen, die Ausübung des Schwimmsports, die Nutzung durch Schulen und Vereine sowie den Breitensport und die aktive Freizeitgestaltung für Menschen jeden Alters wohnortnah ermöglichen. Unser vielseitiges Angebot weiterhin attraktiv und für alle zu sozialverträglichen Eintrittspreisen zu gestalten, ist das Ziel und unser Unternehmenszweck. Wir möchten die Aufenthaltsqualität in unseren Einrichtungen erhalten. Wir möchten, dass ein Besuch unserer Bäderkomplexe das Wohlbefinden und die Gesundheit steigert. Dazu bedarf es vieler Faktoren, von dem Gebäude über die Mitarbeitenden, die Tarifgestaltung, die Attraktivität der Angebotskomponenten und deren flächendeckende Verfügbarkeit. Ich sehe eine gute Perspektive für unsere Bäder und einen guten Fortschritt auf dem Kölner Weg – trotz der zurückliegenden Einschränkungen in der Krise und der skizzierten Herausforderungen. Unsere Mitarbeitenden engagieren sich tatkräftig und gemeinsam werden wir erreichen, dass auch zukünftig viele Kölnerinnen und Kölner aktiv und gesund bleiben und möglichst häufig und gerne unsere Einrichtungen nutzen können.

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