Kölner Verkehrs-Betriebe AG Geschäftsbericht 2022
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Wirtschaftsbericht *

Gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen

Die Entwicklung der deutschen Konjunktur war – wie die ganze Weltwirtschaft – im vergangenen Geschäftsjahr geprägt von den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie und vom Krieg in der Ukraine. Positive Effekte, die im Zusammenhang mit dem Ende der massiven Einschränkungen zur Bewältigung der Coronakrise eintraten, wurden durch negative Auswirkungen des Krieges in der Ukraine überschattet. Stark steigende Energie- und Rohstoffpreise und die damit einhergehende Rekordinflation bremsten die wirtschaftliche Erholung. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg gegenüber dem Vorjahr um 1,9 % (Vorjahr +2,8 %).

Die Arbeitslosenquote in Deutschland sank von 5,7 % im Jahr 2021 auf durchschnittlich 5,3 % im Geschäftsjahr. Analog zu dieser Entwicklung sank die Arbeitslosenzahl in Deutschland auf durchschnittlich 2,4 Mio. Arbeitslose (Vorjahr 2,6 Mio.).

Das Konjunkturklima in der Region hängt – wie in ganz Deutschland – von den weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab. Es hat sich aufgrund des anhaltenden Krieges in der Ukraine und der enorm gestiegenen Energiepreise im Herbst 2022 deutlich verschlechtert. Die Beurteilung der Geschäftslage bleibt jedoch nahezu unverändert. Fast jedes dritte Unternehmen meldet nach wie vor eine gute Geschäftslage. Rund die Hälfte der Unternehmen bezeichnen die Lage als befriedigend. Die Unternehmen befürchten im kommenden Jahr mehrheitlich eine ungünstigere Entwicklung ihrer Lage, ihre Investitionsbereitschaft hat sich deutlich verringert.

Die Arbeitslosenquote in Köln lag im Jahresdurchschnitt bei 8,6 % (Vorjahr: 9,3 %).

Das Geschäftsjahr 2022 war geprägt durch Sondereffekte. Auch im Geschäftsjahr 2022 gab es bestimmte Maßnahmen der Regierung zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie, wie beispielsweise die bis zum 19. März 2022 geltende Homeoffice-Pflicht, nach der Arbeitgeber verpflichtet waren, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Homeoffice-Arbeitsplatz anzubieten. Ab 20. März 2022 fielen dann die meisten bundesweiten Corona-Schutzmaßnahmen weg.

Einen weiteren Sondereffekt stellte die Einführung des 9-Euro-Tickets in den Monaten Juni, Juli und August 2022 dar. Für jeweils neun Euro konnten die Fahrgäste einen Monat lang bundesweit sämtliche Busse und Bahnen im Nah- und Regionalverkehr nutzen.

Diese Maßnahmen haben das Fahrgastverhalten der Kundinnen und Kunden des ÖPNV so beeinflusst, dass gemäß einer aktuellen Rechengröße des VDV der ÖPNV-Verkehr deutschlandweit wieder einen hohen Anteil der Nachfrage erreichte, die vor der Pandemie im Geschäftsjahr 2019 verzeichnet wurde.

Im Verkehrsverbund Rhein-Sieg wird sich – wie in ganz Deutschland – durch die voranschreitende Digitalisierung zukünftig der Anteil an digitalen Tickets weiter erhöhen. Das zeigen die Verkaufszahlen der HandyTickets im VRS im Jahre 2022. Noch nie seit Start des Onlinevertriebssystems wurden so viele Handytickets verkauft – in einigen Segmenten, z.B. beim 24StundenTicket, werden schon fast die Hälfte aller Tickets über das Smartphone gekauft.

Ansonsten gelten für den Verkehrsverbund Rhein-Sieg im Geschäftsjahr 2022 dieselben Sondereffekte wie in der gesamten Branche, die mit steigenden Fahrgastzahlen und sinkenden Einnahmen der VRS-Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr einhergehen.

* Die im Bericht ausgewiesenen prozentualen Veränderungen wurden grundsätzlich auf der Basis der ungerundeten Werte ermittelt.

Geschäftsverlauf

Im Geschäftsjahr war ein Fahrgastzuwachs von 64,4 Mio. Fahrgästen auf 236,1 Mio. Fahrgäste zu verzeichnen. Das entspricht einer Steigerung von 37,5 %. Trotz steigender Fahrgastzahlen im Geschäftsjahr hat die Corona-Pandemie auf der Nachfrageseite dauerhafte Spuren hinterlassen. Auch wenn eine langsame Erholung der Nachfrage zu verzeichnen ist, liegt die aktuelle Fahrgastzahl nach wie vor erst bei durchschnittlich rund 82,5% im Vergleich zum Vor-Pandemie-Niveau. Zudem scheint sich ein dauerhaft verändertes Mobilitätsverhalten abzuzeichnen, welches sich vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie entwickelt hat. Als zentraler Einflussfaktor wirkt die Homeoffice-Nutzung dabei wesentlich stärker als noch vor zwei Jahren angenommen und auch der Trend zum Onlineshopping setzt sich weiter fort.

Die Steigerung der Fahrgastzahlen im Geschäftsjahr entstand neben Lockerungen der Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie vor allem durch das temporäre 9-Euro-Ticket. Unsere Kundinnen und Kunden nutzten darüber hinaus wieder vermehrt ZeitTickets: Der Umsatz mit ZeitTickets für Erwachsene stieg um 30,9 Mio. € und der mit den ZeitTickets Azubis um 26,6 Mio. €.

Der Anstieg der Fahrgastzahlen spiegelt sich – insbesondere wegen der Begrenzung der Fahrgeldpreise auf 9 € pro Monatsticket von Juni bis August 2022 – nicht in den Fahrgelderlösen wider. Die Verkehrserlöse des Geschäftsjahres sind insgesamt um 17,7 Mio. € oder 8,0  % auf 201,9 Mio. € gesunken. Die Umsatzerlöse beliefen sich insgesamt auf 226,9 Mio. €. Sie lagen damit um 24,1 Mio. € niedriger als im Vorjahr.

Dies zeigt, dass die Nachfrage nach dem 9-Euro-Ticket den gewährten hohen Rabatt nicht ausgleichen konnte. Dem 9-Euro-Ticket ist ein Erlösausfall in Höhe von 38,4 Mio. € zuzuschreiben. Streng wirtschaftlich gesehen war das 9-Euro-Ticket ein Misserfolg. Deswegen war und ist es nur zwangsläufig richtig, dass die entgangenen Erlöse aus dem 9-Euro-Ticket sowie die pandemiebedingten Ausfälle durch staatliche Zuschüsse im Rahmen des ÖPNV-Rettungsschirms mit 92,9 Mio. € ausgeglichen wurden.

Auf der Aufwandsseite wurde das Gesamtergebnis insbesondere durch den um 17,3 Mio. € gestiegenen Materialaufwand (10,4 %) belastet, bedingt durch Zuführungen zur Rückstellung für Erneuerungsverpflichtungen aus dem U-Bahn- beziehungsweise Stadtbahnvertrag. Der Personalaufwand blieb gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert.

Das Unternehmensergebnis der KVB – vor organschaftlichem Verlustausgleich durch den Gesellschafter Stadtwerke Köln GmbH (SWK) – verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahr um 1,4 Mio. € auf -143,5 Mio. €. Damit wurde das Planergebnis in Höhe von -150,7 Mio. € übertroffen.

Die nachfolgende Tabelle zeigt die Entwicklung der Fahrgastzahlen im Jahr 2022, zusammengefasst nach Fahrausweisgruppen:

Fahrgäste

in Mio.

  2022 2021 Veränderung
in %
ZeitTickets Erwachsene 124,7 93,8 32,9
ZeitTickets Auszubildende 71,2 44,6 59,7
BarTickets 16,3 14,9 9,8
Sonstige Tickets 8,3 6,3 31,6
Entgeltlicher Linienverkehr 220,5 159,6 38,2
Übriger Verkehr 15,6 12,1 27,7
Gesamt 236,1 171,7 37,5

Nachdem die KVB in den Jahren vor der Corona-Pandemie regelmäßig Fahrgastrekorde verzeichnen konnte, sank die Fahrgastzahl nach Ausbruch der Pandemie stark. Bereits im Vorjahr erholten sich die ausgewiesenen Fahrgastzahlen leicht auf 171,7 Mio. Im Geschäftsjahr war dann erneut ein deutlicher Fahrgastzuwachs um 64,4 Mio. Fahrgäste auf 236,1 Mio. Fahrgäste zu verzeichnen. Das entspricht einer Steigerung von 37,5 %.

Im Geschäftsjahr ging die Zahl der Stammkundinnen und Stammkunden leicht um 1,1 % von 278.500 auf 275.500 zurück. Für die KVB bleibt es auch in den nächsten Jahren ein wesentliches Ziel, Stammkundinnen und Stammkunden zu binden und wiederzugewinnen.

Die besonders stark vom Einbruch der Fahrgastzahlen betroffene Zahl der Nutzerinnen und Nutzer des ZeitTickets Auszubildende konnte im Geschäftsjahr um 59,7 % beziehungsweise 26,6 Mio. Fahrgäste gesteigert werden. Auch die Zahl der ZeitTickets Erwachsene legte deutlich zu, um 32,9 % beziehungsweise 30,9 Mio. Fahrgäste.

Erfreulich ist die Entwicklung der Bar- und HandyTickets, deren Verkauf im Geschäftsjahr um 9,8 % von 14,9 Mio. auf 16,3 Mio. Stück stieg.

Die sonstigen Tickets, die einen Anteil von 3,5 % am Fahrgastaufkommen haben, enthalten insbesondere Sonderangebote, Kooperationen, Kinderfreifahrten und verbundübergreifende Tickets.

Die Schwarzfahrerquote sank im Vergleich zum Vorjahr auf 2,8 %.

Die folgende Übersicht zeigt die Betriebsleistungszahlen, die der beschriebenen Entwicklung der Fahrgastzahlen zugrunde liegen:

Betriebsleistung

  2022 2021 Veränderung
in %
Stadtbahnbetrieb      
Wagenkilometer in Tsd. km 35.412 37.036 -4,4
Platzkilometer in Mio. km 6.374 6.666 -4,4
Fahrten je Einwohner (im Verkehrsgebiet) 132 97 35,7
Omnibusbetrieb      
Wagenkilometer in Tsd. km 22.194 22.548 -1,6
Platzkilometer in Mio. km 2.101 2.142 -1,9
Fahrten je Einwohner (im Verkehrsgebiet) 42 31 36,1
Gesamt      
Wagenkilometer in Tsd. km 57.606 59.584 -3,3
Platzkilometer in Mio. km 8.475 8.808 -3,8
Fahrten je Einwohner (im Verkehrsgebiet) 174 128 35,8

Die Veränderungen der insgesamt gefahrenen Wagen- und Platzkilometer gegenüber dem Vorjahr sind im Wesentlichen auf krankheitsbedingte Ausfälle von Fahrten insbesondere in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 zurückzuführen. Im Omnibusbetrieb wirkte sich zudem die temporäre Leistungsreduktion der Linien 171, 172 und 173 aus.

Umsatzerlöse

in Mio. €

  2022 2021 Veränderung
in %
Bartarif 39,8 36,0 10,6
ZeitTickets Erwachsene 112,2 129,0 -13,0
ZeitTickets Auszubildende 38,5 46,9 -17,9
Kooperationen und Sonstige 3,3 1,4 >100,0
Verkaufserlöse 193,8 213,3 -9,1
VRS-Ausgleich und Direktzuscheidungen -4,8 -7,7 -38,2
Sonstige fahrgastbezogene Einnahmen 2,3 2,5 -8,1
Mindererlöse KölnPass -0,8 -0,7 -13,0
Abgeltungszahlungen 9,8 10,5 -7,3
Erhöhtes Beförderungsentgelt 1,5 1,6 -12,5
Sonderverkehr 0,2 0,1 >100,0
Verkehrserlöse der Periode 201,9 219,6 -8,0
Periodenfremde Verkehrserlöse 0,0 6,4 >-100,0
Verkehrserlöse gesamt 201,9 226,0 -10,7
Sonstige Umsatzerlöse 25,0 25,0 -0,1
Umsatzerlöse gesamt 226,9 251,0 -9,6

Die Umsatzerlöse sind trotz stark gestiegener Fahrgastzahlen im Vergleich zum Vorjahr um 24,1 Mio. € beziehungsweise 9,6 % gesunken auf 226,9 Mio. € (Vorjahr 251,0 Mio. €). Diese Entwicklung begründet sich durch Ausfälle bei Fahrgeldeinnahmen in den Monaten Juni bis August 2022 wegen der sogenannten 9-Euro-Tickets. Während dieser drei Monate sind auch die Preise sämtlicher Abonnements, Job- und Großkundentickets auf 9 € pro Monat begrenzt worden. Entsprechende Ausgleichszahlungen sind in den sonstigen betrieblichen Erträgen enthalten.

Innerhalb der Umsatzerlöse sanken die Verkehrserlöse von 226,0 Mio. € um 24,1 Mio. € oder 10,7 % auf 201,9 Mio. €. Das entspricht 89,0 % (Vorjahr 90,0 %) des Gesamtumsatzes. Da im Geschäftsjahr kaum periodenfremde Verkehrserlöse angefallen sind, stellen die oben genannten 201,9 Mio. € auch die Verkehrserlöse der Periode dar (Vorjahr 219,6 Mio. €).

Der größte Teil des Rückgangs bei den Fahrgelderlösen betrifft im Geschäftsjahr mit -16,8 Mio. € beziehungsweise -13,0 % die ZeitTickets Erwachsene, die einen Anteil von nahezu 50 % an den Umsatzerlösen haben. Überdurchschnittlich groß war der Rückgang bei den darin enthaltenen Job- und GroßkundenTickets (-15,1 Mio. €, -20,8 %) und bei den Abos für Erwachsene (-8,8 Mio. €, -22,3 %). Grund für den Rückgang sind veränderte Lebensweisen bedingt durch die Corona-Einschränkungen, darunter die verstärkte Nutzung von Homeoffice und von Videokonferenzen.

Bei den ZeitTickets Erwachsene im Einzelverkauf verzeichnete die KVB hingegen einen Anstieg um 7,2 Mio. € beziehungsweise 42,7 %, der vor allem auf das temporäre 9-Euro-Ticket zurückzuführen ist. Auch die Fahrgelderlöse der BarTickets lagen mit einem Plus von 3,8 Mio. € (10,6 %) über dem Vorjahresniveau.

Zum 1. Januar 2022 erfolgte eine Tarifanpassung im VRS. Vor allem mit Rücksicht auf Belastungen der Fahrgäste durch die Corona-Pandemie in den vergangenen Monaten wurde dabei nicht das bisher praktizierte Indexverfahren angewendet. Stattdessen hat der VRS neue Wege beschritten und alle Tarifsegmente einzeln betrachtet. Dabei herausgekommen ist eine punktuelle Anpassung nur bei ausgewählten Ticketarten. Konkret gab es keine Preiserhöhungen bei den Abonnements des Erwachsenentarifs wie dem Formel9Ticket oder dem Aktiv60Ticket, beim AzubiTicket und beim JobTicket. Auch die EinzelTickets als PapierTickets und 4erTickets blieben im Preis konstant, beim 10Tage-FlexTicket und beim VRS-eTarif gab es ebenfalls keine Änderungen. Preiserhöhungen gab es dagegen bei Einzelfahrscheinen des Bartarifs sowie bei einigen Zeitkarten. Wenn man daraus wie in den Vorjahren einen Durchschnittswert berechnet, beläuft sich die Tarifanpassung auf durchschnittlich 1,5 %.

Dies konnte die insgesamt negative Entwicklung der Fahrgelderlöse nicht kompensieren. 

Die sonstigen Umsatzerlöse umfassen vor allem Leistungen für Dritte, Werbeerlöse, Kostenerstattungen der Stadt Köln für die Unterhaltung der U-Bahn-Anlagen sowie Mieten und Pachten.

Vermögens-, Finanz- und Ertragslage

Die KVB definiert das Unternehmensergebnis als wesentlichen finanziellen Leistungsindikator.

Bilanz (Kurzfassung)

  31.12.2022 31.12.2021
Mio. € % Mio. € %
Anlagevermögen 898,7 88,5 866,4 85,9
Vorräte 31,0 3,1 30,2 3,0
Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände, RAP 84,7 8,3 110,6 10,9
Flüssige Mittel 1,2 0,1 1,8 0,2
Gesamtvermögen 1.015,6 100,0 1.009,0 100,0
Eigenkapital 404,4 39,8 384,4 38,1
Sonderposten Investitionszuschüsse 45,6 4,5 59,4 5,9
Rückstellungen 182,1 17,9 150,1 14,9
Finanzschulden 325,0 32,0 364,3 36,1
Andere Verbindlichkeiten, RAP 58,5 5,8 50,8 5,0
Gesamtkapital 1.015,6 100,0 1.009,0 100,0

Das bilanzielle Gesamtvermögen stieg im Geschäftsjahr von 1.009,0 Mio. € auf 1.015,6 Mio. € (+6,6 Mio. €).

Dazu trugen auf der Aktivseite Erhöhungen des Anlagevermögens um 32,3 Mio. € sowie der Vorräte um 0,8 Mio. € bei. Die Forderungen und sonstigen Vermögensgegenstände inklusive Rechnungsabgrenzungsposten und flüssiger Mittel sanken um 26,6 Mio. €.

Innerhalb der Forderungen stiegen die Forderungen gegen verbundene Unternehmen um 9,2 Mio. € und die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen um 6,3 Mio. €. Die sonstigen Vermögensgegenstände reduzierten sich insgesamt um 40,8 Mio. €, bedingt durch den Wegfall der im Vorjahr bilanzierten Forderung für Erstattungsansprüche aus dem ÖPNV-Rettungsschirm.

Einstellungen in die Kapitalrücklage verstärkten auf der Passivseite im Geschäftsjahr das Eigenkapital um 20,0 Mio. €. Die Rückstellungen stiegen um 32,0 Mio. €, insbesondere durch eine Höherdotierung der Rückstellung für Erneuerungsverpflichtungen. Dahingegen verminderten sich der Sonderposten für Investitionszuschüsse (-13,8 Mio. €) und die Finanzschulden (-39,3 Mio. €). Im Geschäftsjahr wurde ein Darlehen prolongiert; neue Darlehen wurden nicht aufgenommen. Der Anstieg der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen hat im Wesentlichen zu einer Erhöhung der anderen Verbindlichkeiten inklusive Rechnungsabgrenzungsposten (+7,7 Mio. €) beigetragen.

Der weiterhin hohe Anteil des Anlagevermögens von 88,5 % (Vorjahr 85,9 %) am Gesamtvermögen spiegelt den Grad der Anlagenintensität der KVB wider. Das gesamte Anlagevermögen war am 31. Dezember 2022 zu 50,1 % (Vorjahr 51,2 %) durch Eigenkapital einschließlich des Sonderpostens für noch nicht verrechnete Investitionszuschüsse finanziert.

Die bilanzielle Eigenkapitalquote stieg durch die Erhöhung der Kapitalrücklage von 38,1 % im Vorjahr auf 39,8 % zum 31. Dezember 2022. Wirtschaftlich betrachtet ist dem bilanziellen Eigenkapital der Sonderposten für noch nicht verrechnete Investitionszuschüsse zuzurechnen. Trotz eines verringerten Sonderpostens erhöhte sich das wirtschaftliche Eigenkapital im Vergleich zum Vorjahr von 443,9 Mio. € auf 450,1 Mio. € zum 31. Dezember 2022. Dies führte auch zu einer leichten Verbesserung der wirtschaftlichen Eigenkapitalquote von 44,0 % im Vorjahr zum Geschäftsjahresende auf 44,3 %.

Der Anteil der Rückstellungen am Gesamtkapital belief sich im Berichtsjahr auf 17,9 % (Vorjahr 14,9 %). Die Finanzschulden machten am Ende des Berichtsjahres 325,0 Mio. € (Vorjahr 364,3 Mio. €) aus. Das waren 32,0 % (Vorjahr 36,1 %) des Gesamtkapitals. Die nach Abzug der flüssigen Mittel verbleibende Nettoverschuldung sank im Jahr 2022 auf 323,8 Mio. € (Vorjahr 362,5 Mio. €).

Beim Fremdkapital inklusive Rechnungsabgrenzungsposten hatten 444,4 Mio. € (Anteil 78,6 %) langfristigen Charakter, 121,2 Mio. € (Anteil 21,4 %) waren kurzfristig. Gegenüber dem Vorjahr stieg das langfristige Fremdkapital inklusive Rechnungsabgrenzungsposten um 15,9 Mio. €, das kurzfristige Fremdkapital inklusive Rechnungsabgrenzungsposten sank hingegen um 15,5 Mio. €.

Bilanzstruktur

Kapitalflussrechnung (Kurzfassung)

in Mio. €

  2022 2021
Mittelabfluss aus laufender Geschäftstätigkeit -30,7 -26,6
Mittelabfluss aus Investitionstätigkeit -122,3 -97,8
Mittelzufluss aus Finanzierungstätigkeit 152,4 124,4
Veränderung der Zahlungsmittel -0,6 0,0
Zahlungsmittel am Anfang der Periode 1,8 1,8
Zahlungsmittel am Ende der Periode 1,2 1,8

Die Kapitalflussrechnung (siehe ausführliche Aufgliederung im Anhang) stellt die wesentlichen finanzwirtschaftlichen Vorgänge und die Liquiditätssituation dar. Die Zahlungsströme werden getrennt nach Cashflows aus der laufenden Geschäftstätigkeit, aus der Investitionstätigkeit sowie aus der Finanzierungstätigkeit gegliedert. 

Aus der laufenden Geschäftstätigkeit der KVB ergab sich im Berichtsjahr ein Mittelabfluss von 30,7 Mio. €, im Vorjahr hatte er bei 26,6 Mio. € gelegen (Veränderung 4,1 Mio. €). Der Cashflow ergibt sich im Wesentlichen aus der Abnahme der Vorräte, der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen sowie anderer Aktiva (23,7 Mio. €) und Abschreibungen (46,5 Mio. €), denen das Periodenergebnis (-143,5 Mio. €) gegenübersteht. 

Aus der Investitionstätigkeit flossen Mittel in Höhe von 122,3 Mio. € ab. Ursache dafür waren im Wesentlichen verstärkte Auszahlungen für Investitionen in das Sachanlagevermögen von 122,6 Mio. €.

Bei der Finanzierungstätigkeit ergab sich ein Mittelzufluss von 152,4 Mio. €. Einzahlungen resultierten aus dem Ausgleich des Unternehmensergebnisses des Jahres 2021 in Höhe von 144,9 Mio. € durch die Konzernmutter, aus Eigenkapitalzuführungen in Höhe von 20,0 Mio. €, Darlehensaufnahmen in Höhe von 8,0 Mio. € sowie erhaltenen Investitionszuschüssen in Höhe von 31,9 Mio. €. Dem standen Auszahlungen für Tilgungen von Darlehen und Ausleihungen in Höhe von 46,5 Mio. € und Zinsaufwendungen in Höhe von 5,9 Mio. € gegenüber.

Insgesamt konnte der Mittelzufluss aus der Finanzierungstätigkeit die Abflüsse aus dem operativen Geschäft und der Investitionstätigkeit nahezu decken, so dass sich der Zahlungsmittelbestand im Geschäftsjahr nur leicht (um -0,6 Mio. €) veränderte.

Investitionen

in Mio. €

  2022 2021 Veränderung
in %
Infrastruktur Fahrweg 45,4 49,8 -8,9
Elektromobilität 27,6 29,6 -6,5
Stadtbahnfahrzeuge 26,5 0,9 > 100,0
Infrastruktur Allgemein 5,3 5,8 -8,2
Angebotserweiterung 2,7 0,4 > 100,0
Sonstiges 17,6 13,3 32,4
Gesamt 125,1 99,7 25,5

Die KVB hat im Geschäftsjahr 2022 im Wesentlichen in den Ausbau und die Erneuerung des Sachanlagevermögens investiert. Die Investitionsausgaben lagen dabei mit 125,1 Mio. € über dem Vorjahreswert (99,7 Mio. €). Bei den Angebotserweiterungen wurden die Planungsleistungen für die Kapazitätsausweitung der Linien 4, 13 und 18 vergeben.

Die Investitionen in Elektromobilität bewegten sich in etwa auf Vorjahresniveau, wobei im Geschäftsjahr  2022 ein Schwerpunkt auf der Erweiterung der erforderlichen Infrastruktur (Betriebshof Ost) lag, während die Auszahlungen für E-Busse rund 10,1 Mio. € unter dem Vorjahreswert lagen.

Auch für die Infrastruktur Allgemein lagen die Auszahlungen auf Vorjahresniveau, hier wurden insbesondere die Arbeiten auf dem Betriebshof West fortgeführt.

Die Investitionen in die Infrastruktur Fahrweg lagen leicht unter dem Vorjahresniveau. Das Projekt ITCS  wurde in ähnlichem Umfang wie im Vorjahr vorangetrieben. Während die Ausgaben für die Abstellanlage in Weidenpesch nach deren Fertigstellung deutlich zurückgingen, war bei den Fahrwegausrüstungen ein leichter Anstieg zu verzeichnen.

Unter der Position Sonstiges entfallen auf die Werkswohnungen Ausgaben von 8,8 Mio. € für das neue Gebäude am Hermeskeiler Platz. Die übrigen Auszahlungen erfolgten im Wesentlichen für IT und  sonstige Betriebs- und Geschäftsausstattung.

Der Anstieg der Investitionen für Stadtbahnwagen resultiert aus den ursprünglich für das Jahr 2021 vorgesehenen Auszahlungen für die Fahrzeuge der Serie HF6. Die für das Geschäftsjahr 2022 geplante Meilensteinzahlung für die Fahrzeugserie HFX wurde aufgrund der Verzögerungen im Projektablauf nicht vorgenommen.

Gewinn- und Verlustrechnung (Kurzfassung)

in Mio. €

  2022 2021 Veränderung
in %
Gesamtleistung 239,9 261,3 -8,2
Sonstige betriebliche Erträge 145,8 111,7 30,5
Materialaufwand -183,9 -166,6 10,4
Personalaufwand -254,4 -253,7 0,3
Abschreibungen -46,5 -51,4 -9,5
Sonstige betriebliche Aufwendungen -39,1 -34,8 12,2
Finanzergebnis -5,0 -10,6 -53,5
Ergebnis nach Steuern -143,2 -144,1 -0,7
Steuern -0,3 -0,8 -61,3
Unternehmensergebnis -143,5 -144,9 -1,0

Im Geschäftsjahr verbesserte sich das Unternehmensergebnis um 1,0 % beziehungsweise 1,4 Mio. € auf rund -143,5 Mio. €. Damit konnte das geplante Unternehmensergebnis von -150,7 Mio. € um 7,2 Mio. € übertroffen werden. Die Stadtwerke Köln GmbH gleicht als Muttergesellschaft das Unternehmensergebnis gemäß dem Organschaftsvertrag aus.

Die Umsatzerlöse sanken im Geschäftsjahr trotz steigender Fahrgastzahlen um 9,6 % beziehungsweise 24,1 Mio. € auf 226,9 Mio. €, bedingt durch den Fahrgeldausfall aufgrund des 9-Euro-Tickets. Die bundesweiten Zuschüsse zum 9-Euro-Ticket sind in den sonstigen betrieblichen Erträgen enthalten. Die sonstigen betrieblichen Erträge stiegen im Geschäftsjahr insgesamt um 30,5 % beziehungsweise 34,1 Mio. € auf 145,8 Mio. €.

Den Erträgen stehen vor allem der Material- und der Personalaufwand gegenüber. Eine Höherdotierung der Rückstellung für Erneuerungsverpflichtungen war für den Anstieg des Materialaufwandes verantwortlich, der im Vergleich zum Vorjahr um 17,3 Mio. € stieg. Der Personalaufwand blieb nahezu auf Vorjahresniveau (+0,7 Mio. €).

Nach einer außerplanmäßigen Abschreibung im Vorjahr sanken die Abschreibungen auf Vermögensgegenstände des Anlagevermögens gegenüber dem Vorjahr um 4,9 Mio. €.

Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen lagen im Berichtsjahr mit einem Volumen von 4,3 Mio. € über dem Vorjahresniveau.

Das Finanzergebnis verbesserte sich aufgrund verminderter Aufwendungen für die Aufzinsung von Rückstellungen im Vergleich zum Vorjahr um 5,6 Mio. €.

Der Aufwanddeckungsgrad stieg von 72,1 % im Vorjahr um 0,9 Prozentpunkte auf 73,0 % im Berichtsjahr.

Im Geschäftsjahr hat die KVB drei Sponsoringmaßnahmen mit einem Gesamtvolumen in Höhe von 18.553,31 € durchgeführt:

  • Verkehrswacht Köln e. V., Aktion „Schule hat begonnen“, Logo auf 100 Spanntüchern, 3.000,00 €,
  • Freifahrt für NRW-Ehrenamtskarteninhaber in Köln am Kölner und Internationalen Ehrenamtstag, 9.491,63 €,
  • Freifahrt für Kölner Feger/Streetworker (Stadt Köln bzw. SKM), 6.061,68 €.

Der Deutsche Corporate Governance Kodex stellt wesentliche gesetzliche Vorschriften zur Leitung und Überwachung deutscher börsennotierter Gesellschaften dar und enthält international und national anerkannte Standards guter und verantwortungsvoller Unternehmensführung. Die Kölner Verkehrs-Betriebe AG bekennt sich insoweit zu der im Deutschen Corporate Governance Kodex enthaltenen Aussage, dass Unternehmen verantwortungsvoll und auf nachhaltige Wertschöpfung ausgerichtet zu leiten und zu kontrollieren sind.