RheinEnergie AG Geschäftsbericht 2019
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Prognosebericht 2020

Energiepolitischer Ausblick: Europa

Auf EU-Ebene wird im Jahr 2020 der europäische Green Deal im Fokus der Energie-, Klima- und Umweltpolitik stehen. Entscheidend für die RheinEnergie wird dabei sein, dass sich der Green Deal nicht nur auf die Verschärfung europäischer CO2-Minderungsziele beschränkt. Die Rahmenbedingungen müssen europäische Unternehmen auch dabei unterstützen, mit innovativen und am Markt erfolgreichen Produkten zum Klimaschutz beizutragen und so ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Hierzu zählt auch der Wunsch nach einem Abbau regulatorischer Hürden.

Mitte 2020 will die EU-Kommission zudem eine Strategie präsentieren, wie erneuerbare Energien integriert, die Energieeffizienz gesteigert und andere nachhaltige Lösungen in allen Sektoren vorangebracht werden können. Parallel dazu will sie den Gassektor weiter dekarbonisieren und dazu die Entwicklung dekarbonisierter Gase verstärkt unterstützen. Als Instrumente dafür sind ein innovatives Gasmarktdesign und ein Ansatz für energiebezogene Methanemissionen vorgesehen. Während die EU-Kommission eine Methanstrategie voraussichtlich bereits im Jahr 2020 vorlegen wird, sind Legislativvorschläge zum Gas-Binnenmarkt erst für das Jahr 2021 zu erwarten.

Im Bereich der nachhaltigen Mobilität kündigt die EU-Kommission weiterhin Maßnahmen an, um die öffentliche Lade- und Tankinfrastruktur für E-Mobilität zu fördern. Zudem will sie die Richtlinie für alternative Infrastruktur revidieren, die CO2-Flottengrenzwerte für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge überprüfen und eine Verschärfung der Luftschadstoffemissionen von Verbrennungsmotoren vorschlagen. Mit ihrer Null-Schadstoffstrategie verweist die EU-Kommission auf die geplante Veröffentlichung eines Null-Schadstoffaktionsplanes zum Schutz von Wasser, Luft und Boden im Jahr 2021.

Energiepolitischer Ausblick: Deutschland

Für das Jahr 2020 werden weitere Gesetze zur Umsetzung des Klimaschutzprogramms 2030 erwartet. Im ersten Halbjahr wird mit der Verabschiedung des Strukturstärkungsgesetzes Kohleregionen (StStG) und des „Gesetzes zur Reduzierung und zur Beendigung der Kohleverstromung und zur Änderung weiterer Gesetze“ (Kohleausstiegsgesetz) gerechnet, außerdem mit der Verabschiedung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG). Auf Landesebene wird im Rahmen des Strukturwandels des Rheinischen Reviers das neue Wirtschafts- und Strukturprogramm (WSP 1.0) durch ein umfangreiches weiteres Beteiligungsverfahren zu einem WSP 1.1 weiterentwickelt. Das federführende Landesministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie hat für April 2020 die Vorlage einer Richtlinie für die Vergabe von Fördermitteln aus dem StStG und erste Projektaufrufe angekündigt.

Volkswirtschaftlicher Ausblick

Die deutsche Wirtschaft wird Prognosen der Bundesregierung zufolge auch im Jahr 2020 weiter wachsen, und zwar um 1,1 %. Internationale Handelskonflikte, die Folgen des Brexits und geopolitische Risiken sowie die Folgen des neuartigen Coronavirus werden den Welthandel und die globale Industrieproduktion dabei deutlich dämpfen und sich damit auch auf die deutsche Wirtschaft auswirken und mit großer Wahrscheinlichkeit zu einer Rezession führen.

Die Arbeitslosenquote wird im Jahr 2020 mit voraussichtlich 5 % in etwa auf dem Vorjahresniveau liegen, die Zahl der Beschäftigten leicht auf 45,4 Mio. steigen. Darum werden auch die Einkommen privater Haushalte noch einmal steigen: Für Nettolöhne und -gehälter erwartet die Bundesregierung ein Plus von 2,7 %. Staatliche Entlastungen im Bereich der Sozialversicherungen und der Einkommensteuer sollen den Effekt verstärken.

Umsatz- und Ergebniserwartung

Im Rahmen der regelmäßig aktualisierten und weiterentwickelten Unternehmensstrategie stellt sich die RheinEnergie den großen Herausforderungen in energiepolitischer, rechtlicher und wirtschaftlicher Hinsicht. Mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung der internen Prozesse einerseits und den beabsichtigten Investitionen in den einzelnen Wertschöpfungsstufen andererseits soll die Basis für Wachstum und dauerhafte Ertragskraft beibehalten werden.

Eine der wesentlichen Grundlagen für die Geschäftstätigkeit eines Energieversorgers sind Konzessionen. Nach überwiegenden Erfolgen bei der Gewinnung von neuen Konzessionen im Rahmen von Kooperationsmodellen mit Kommunen in der rheinischen Region in den letzten Jahren hat sich die RheinEnergie das Ziel gesetzt, die bestehenden Konzessionen zu erhalten und im regionalen Umfeld bei entsprechender strategischer und wirtschaftlicher Sinnhaftigkeit auch neue Konzessionen zu gewinnen.

Ein Teil der Weiterentwicklung der RheinEnergie liegt weiterhin in der Intensivierung der Zusammenarbeit mit anderen Energieversorgungsunternehmen sowie der zunehmenden Dienstleistungserbringung im Bereich der immer komplexer werdenden energiewirtschaftlichen Prozesse. Maßgebender Treiber dieser Kooperationen ist die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit für die beteiligten Partner. Geografisch wird unverändert die Region im Vordergrund des Interesses stehen.

Für das Geschäftsjahr 2020 erwartet die RheinEnergie in den einzelnen Sparten in etwa folgende Absatzzahlen: Strom 15.800 GWh (inklusive Erzeugungsmengen), Erdgas 6.700 GWh, Fernwärme 1.100 GWh, Energiedienstleistungen 765 GWh, Dampf 575 GWh und Wasser 85 Mio. cbm.

Die RheinEnergie plant für das Geschäftsjahr 2020 eine konstante Umsatzentwicklung (ohne Strom- und Energiesteuer) in Höhe von rund 2,5 Mrd. € und ein Ergebnis vor Ertragsteuern in einer Größenordnung von rund 166 Mio. €. Bei den Investitionen steht neben laufenden Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien im Vordergrund. Insgesamt erwartet die RheinEnergie eine unverändert gute Vermögens-, Finanz- und Ertragslage.

Dieser Lagebericht und die weiteren Bestandteile des Geschäftsberichtes enthalten Aussagen, die sich auf die zukünftige Entwicklung der RheinEnergie beziehen. Diese Aussagen stellen Einschätzungen dar, die auf Basis aller zum jetzigen Zeitpunkt zur Verfügung stehenden Informationen getroffen werden. Eine verlässlichere Prognose kann aus heutiger Sicht aufgrund von Ungewissheiten hinsichtlich der wirtschaftlichen, regulatorischen, technischen und wettbewerbsbezogenen Entwicklung jedoch nicht abgegeben werden. Insgesamt bewertet der Vorstand die Entwicklung der Gesellschaft unter den beschriebenen Rahmenbedingungen als positiv.

Die Auswirkungen auf die Vermögens- Finanz- und Ertragslage der RheinEnergie wegen der Ausbreitung des Corona-Virus sind derzeit nicht abzuschätzen. Auf Basis der uns vorliegenden Erkenntnissen ist von nennenswerten negativen Auswirkungen auf Umsatz und Ergebnis vor Steuern auszugehen.

Köln, den 30. März 2020

Der Vorstand

Dr. Steinkamp    Dr. Cerbe    Graefrath    Hassel    Südmeier