Häfen und Güterverkehr Köln AG Geschäftsbericht 2019
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Sehr geehrte Damen und Herren,

das Jahr 2019 war bei der Häfen und Güterverkehr Köln Aktiengesellschaft (HGK) von besonderen Entscheidungen geprägt. Sie hatten teilweise unmittelbare Folgen für das Unternehmensergebnis im Berichtsjahr, andere Entscheidungen werden sich langfristig auf die logistischen Angebotsmöglichkeiten und die Ertragskraft der Unternehmen der HGK-Gruppe auswirken. Im Rahmen eines Strategiechecks haben wir diese Herausforderungen adressiert und entsprechende Initiativen gestartet, um unser Handeln anzupassen.

Zu diesen Entscheidungen zählt der seitens des Kölner Stadtrats veranlasste Stopp des Ausbaus des Godorfer Hafens. Zusammen mit der schon im Jahr 2016 eingeleiteten logistischen Entwidmung des Deutzer Hafens bis zum Jahresende 2020 entfallen damit weitere wichtige Umschlagspotenziale für den Güterverkehr. Diese werden zukünftig nicht mehr verfügbar sein, um verlässliche Transportketten für die Stadt Köln und wichtige Industrien der Region sicherzustellen. Die Entscheidung über das Projekt Godorf hatte unmittelbare Auswirkungen auf das Unternehmensergebnis des Berichtsjahres. Entsprechend wichtig wird es sein, die Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit der HGK-Gruppe im Segment Häfen so zu optimieren, dass wir sowohl logistisch als auch betriebswirtschaftlich weiterhin unseren Auftrag im Rahmen der Daseinsvorsorge erfüllen können. 

»Nach der Entscheidung der Stadt Köln gegen den Ausbau des Hafens Godorf ist es nun unser Auftrag, neue Wachstumschancen zu identifizieren. Dies wird ein wichtiger Teil unserer strategischen Weiterentwicklung sein.«

Uwe Wedig, Vorstand der Häfen und Güterverkehr Köln AG
Uwe Wedig

Der im Berichtsjahr begonnene Ausbau zusammen mit der Modernisierung der Netzleitzentrale der HGK in Hürth-Kendenich ist ein gutes Beispiel dafür, wie Investitionen in die Infrastruktur der HGK sowohl für den ÖPNV als auch den Güterverkehr wirksam werden. In Kendenich investieren wir mehr als 3 Mio. € in moderne Arbeitsplätze und Technik, um rund um die Uhr für sichere Güter- und Personenverkehre auf dem beinahe 90 Kilometer langen Streckennetz der HGK zu sorgen. Tausende Pendler nutzen täglich die Strecken der Stadtbahnlinien 7, 16, 17, 18 im HGK-Netz, um aus den südlichen und westlichen Umlandgemeinden zu ihren Arbeitsplätzen zu fahren – das kombiniert Daseinsvorsorge mit Nachhaltigkeit par excellence. 

Das Ziel, attraktive Logistikangebote mit ökologischem Nutzen für die Region zu verbinden, verfolgen wir auch mit dem Ausbau des sogenannten KV-Nord-Terminals in Köln-Niehl, einem Terminal für kombinierten Güterverkehr. Im Berichtsjahr konnte das Terminal über fünf Umschlaggleise auf eine Länge von 700 Metern ausgebaut werden. Derzeit laufen die Arbeiten auf Hochtouren, um das gesamte Modul A inklusive dreier hochmoderner Portalkrananlagen mit einer selbstentwickelten Technologie zur Energierückgewinnung fertigzustellen und in Betrieb zu nehmen. Am KV-Nord-Terminal können wir dann täglich bis zu zehn Güterzüge im Ein- und Ausgang verladen. Dies ist gleichbedeutend mit 900 Standard-Überseecontainern täglich, die hier umgeschlagen werden. Somit können ebenso viele Lkw-Fahrten über Straßen und Autobahnen in und um Köln vermieden werden. 

»Das breite logistische Angebotsportfolio der HGK-Gruppe hat sich auch im Geschäftsjahr 2019 bewährt und dazu beigetragen, dass die Unternehmensgruppe unerwartete Sonderbelastungen erfolgreich kompensieren konnte.«

Wolfgang Birlin, Vorstand der Häfen und Güterverkehr Köln AG
Wolfgang Birlin

Mit dem Ziel, in direkter Anbindung an das KV-Nord-Terminal ein Logistikzentrum inklusive möglicher Verteilerlogistik in die Stadt zu schaffen, hat die HGK nun auch damit begonnen, angrenzende Grundstücke zu kaufen. Basierend auf der vorzeitigen Besitzeinweisung einer 17 Hektar großen Fläche durch die Stadt Köln haben wir im Jahr 2019 erste Schritte gemacht, um Baugrund zu erlangen. Außerdem haben wir den Bauantrag für das Auffüllen des Geländes eingereicht und weitere Rodungsmaßnahmen eingeleitet. Wenn die HGK endgültig Eigentümerin der Flächen ist und das Baurecht genehmigt wurde, wird sie ein nachfrageorientiertes Entwicklungskonzept mit enger Anbindung an das Potenzial des KV-Terminals entwickeln. Hierzu gehören auch Überlegungen zur City-Logistik, die zu einer Entlastung des innerstädtischen Verkehrs beitragen soll. 

Alle vorgenannten Beispiele verdeutlichen die Entwicklung der HGK-Gruppe mit einzigartigem Leistungsportfolio für nachhaltige und integrierte Transportketten entlang der Rheinschiene. Im Rahmen des zuvor genannten Strategieprozesses wollen wir diese Position weiter stärken und eindeutiger definieren. Entsprechende Projekte haben wir im Berichtsjahr eingeleitet und auch in der Organisation abgebildet. Diese Initiative wird dazu beitragen, dass sich die HGK-Gruppe zukünftig besser auf Basis einer klaren Positionierung und eines klaren Markenbildes als zuverlässige, integrierte Logistikgruppe sowie als attraktiver Arbeitgeber darstellen kann. Dabei ist auch die Umsetzung unseres im Jahr 2019 eingeleiteten Strategieprozesses entscheidend, der uns agiler, digitaler, effizienter – kurzum moderner und offen für neue logistische Aufgaben – machen wird. 

Dieses Vorwort entsteht im Zeichen der Corona-Krise. Teilweise auf dramatische Weise wird uns täglich verdeutlicht, dass stabile Transportketten und logistische Angebote per Schiff und Bahn von strategischer Bedeutung für unsere Wirtschaft und ihre Lieferketten sind. Ein Güterzug ersetzt bis zu 40 Lkw, ein modernes Binnenschiff gar bis zu 250 mit Containern beladene Lkw. Nicht nur unter Berücksichtigung ökologischer Ziele ist es für die Wirtschaft in unserer Region existenziell, eine verlässliche Struktur gut ausgebauter Umschlagsterminals in Verbindung mit stabilen Gütertransportketten per Binnenschiff und Güterzug anbieten zu können. Diese besondere Verantwortung und auch den besonderen Wert dieser Infrastruktur sowie die Logistikangebote der HGK gilt es zu erhalten, zu fördern und weiter auszubauen.

Köln, im April 2020

Uwe Wedig        Wolfgang Birlin