Nachdem es im Jahr 2020 aufgrund der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie einen starken Einbruch in der deutschen Wirtschaft gegeben hatte, konnte sich diese im Jahr 2021 langsam wieder erholen, ohne jedoch schon auf Vorkrisenniveau angekommen zu sein. Erneute Pandemiewellen sowie nachhaltig gestörte Lieferketten verhinderten deutlichere Zuwächse.
Die OECD geht davon aus, dass die Weltwirtschaft nach dem pandemiebedingten Rückgang um 3,4 % im Jahr 2020 im Jahr 2021 ein Wachstum von rund 5,6 % erfahren hat.1 Im Jahr 2022 wird das globale Wirtschaftswachstum voraussichtlich um rund 4,5 % und im Jahr 2023 um weitere 3,2 % steigen.
Für die europäische Wirtschaft wird für das Jahr 2021 ein Wachstum um 5,3 % sowohl für die EU als auch für den Euroraum erwartet. Im Jahr 2022 wird die Wirtschaft voraussichtlich wieder wachsen (+4,0 % in der EU und ebenfalls +4,0 % im Euroraum).2
Die deutsche Wirtschaft (BIP) erholte sich nach dem coronabedingten Rückgang im Vorjahr im Jahr 2021 wieder und wuchs nach Berechnungen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz um 2,7 %.3 Damit fiel die Erholung nicht so deutlich aus, wie es im Laufe des Jahres erwartet wurde. Dies ist insbesondere auf Lieferengpässe und Materialknappheit zurückzuführen. Im Schlussquartal des Jahres kam es durch die neuerliche Zunahme des Infektionsgeschehens und die damit verbundenen Maßnahmen zu einem erneuten leichten Rückgang der Konjunktur. Die Bundesregierung geht davon aus, dass die Konjunktur nach einem Abflachen des Infektionsgeschehens im Jahr 2022 wieder Fahrt aufnehmen wird. Sie rechnet mit einer Zunahme des Bruttoinlandsprodukts in Höhe von 3,6 %. Zwischenzeitlich hat der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine die eigene Prognose für das Wirtschaftswachstum auf 1,8 % reduziert.4
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind Statistiken zum Güterverkehrsaufkommen bezogen auf das gesamte Kalenderjahr 2021 noch nicht veröffentlicht worden.
Die Entwicklungen in der deutschen Wirtschaft spiegelten sich auch im gesamten Güterverkehr wider. Die Entwicklung des Güterverkehrs wird – nach aktuellen Prognosen des Bundesamtes für Güterverkehr5 – wieder positiv sein.
Der Straßengüterverkehr verzeichnet überwiegend eine saisonübliche bis gute Auftragslage. Zahlreiche Branchen sind jedoch weiterhin von Störungen der globalen Lieferketten betroffen. Dies erhöht die Volatilität der Nachfrage und erschwert die Gestaltung effizienter Transportketten. Hinzu kommen stark steigende Kosten, beispielsweise für Energie oder Personal, sowie Lieferprobleme und lange Lieferzeiten für Lastkraftfahrzeuge. Unternehmen berichten zudem weiterhin von einem Fachkräftemangel. Die kurzfristige Einführung der sogenannten 3G-Regelung am Arbeitsplatz und die Übertragung der Verantwortung für die Umsetzung und Einhaltung auf die Unternehmen trugen zeitweise dazu bei, dass sich die Knappheit beim Fahrpersonal- und Laderaumangebot noch erhöhte. So gewährte ein Teil der Unternehmen Fahrerinnen und Fahrern nur unter 3G-Bedingungen Zutritt zu Be- und Entladestellen, teilweise sogar nur unter den Modalitäten der 2G-Regelung. Ihre Geschäftserwartungen für die nächsten drei Monate bewertet die Branche überwiegend als gleichbleibend.
Für den Schienengüterverkehr in Deutschland liegen derzeit statistische Daten bis einschließlich Oktober 2021 vor. Nach dem deutlichen Einbruch der Beförderungsmenge und der Verkehrsleistung im April 2021 setzte in den Folgemonaten eine leichte Erholung ein. Im Juli und im August 2021 waren wieder Rückgänge zu verzeichnen, denen deutliche Zuwächse im September und Oktober 2021 folgten. Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes erhöhte sich das Aufkommen im September 2021 im Vergleich zum Vormonat um 6,0 % und im Oktober 2021 um rund 3,6 %; die Verkehrsleistung stieg im September 2021 um rund 9,2 % und im Oktober 2021 um rund 2,0 %. Insgesamt lag die Beförderungsmenge im Zeitraum von Januar bis Oktober 2021 um rund 12,5 % über dem Wert des entsprechenden Vorjahreszeitraums, die Verkehrsleistung erhöhte sich im Vergleichszeitraum um rund 14,4 %.
Die Auftrags-, Ertrags- und Liquiditätssituation wird von den im Schienengüterverkehr tätigen Unternehmen überwiegend als befriedigend bis gut beschrieben. Die Umsätze und Entgelte bewegten sich nach Angaben befragter Unternehmen derzeit eher auf stabilem Niveau, während die Kosten weiter steigen. Die Geschäftserwartung der Eisenbahn-Verkehrsunternehmen für die nächsten Monate ist überwiegend gleichbleibend. Auch im Schienengüterverkehr berichten die Unternehmen von einem Fachkräftemangel.
Die Binnenschifffahrt vermeldet nach Auskunft des Bundesamts für Güterverkehr eine saisonübliche bis gute Auftragslage. Nach Aussagen der im Rahmen der Marktbeobachtung befragten Unternehmen entwickelt sich die Auftragslage in der Trockengüterschifffahrt derzeit saisonüblich bis gut. Aufgrund des hohen Preisanstiegs bei Erdgas bestünde derzeit eine hohe Transportnachfrage für den Energieträger Kohle. Unternehmen berichten unter anderem von steigenden Kohletransporten von Amsterdam ins Rheingebiet sowie von Hamburg in den Großraum Berlin. Aufgrund der hohen Nachfrage haben einige Unternehmen Binnenschiffe, die eigentlich nicht mehr für den Kohletransport vorgesehen waren, hierfür reaktiviert. Die Transportnachfrage für den Agrarbereich (Getreide, Düngemittel), Eisenerze, Metalle und Baustoffe wurde mit Blick auf die Kanalgebiete und das Rheinstromgebiet seitens befragter Unternehmen als saisonüblich eingeschätzt.
Die Transportnachfrage in der Tankschifffahrt für Kraftstoffe für den Individual- und Schwerlastverkehr, Chemikalien und Schmierstoffe schätzten die meisten befragten Unternehmen zuletzt als saisonüblich ein. Transporte von Kerosin und Schwerölen seien aus saisonalen Gründen derzeit eher rückläufig. Mit Blick auf die kommenden Wochen erwarten befragte Unternehmen wieder eine steigende Heizölnachfrage, da viele private Haushalte und Tanklager ihre Heizölvorräte auffüllen müssten. Aus der chemischen Industrie werden in den nächsten Wochen ebenfalls positive Nachfrageimpulse erwartet.
In der Containerschifffahrt schätzten die befragten Unternehmen die Auftragslage zuletzt weiterhin als saisonüblich ein. Allerdings leidet die Containerschifffahrt weiter unter den anhaltenden Störungen der globalen Produktions- und Lieferketten, die mitunter zu massiven Schiffsverspätungen in den Häfen der Nord-Range führen. Dies bringt Abfertigungsprobleme und teils längere Wartezeiten in den großen Seehäfen Antwerpen und Rotterdam mit sich sowie eine hohe Volatilität der Containerumschläge und hohe Planungsunsicherheiten im Hinterlandverkehr. Erneut wiesen Marktteilnehmer darauf hin, dass durch die gestörten Schiffsrundläufe ein gravierender Mangel an Leercontainern bestehe. Im Containersegment tragen unter anderem Zuschläge für die Wartezeiten in den Häfen, die sogenannten „Congestion Surcharges“, zu einer Verteuerung des Transports bei. Die Zuschläge würden laut Binnenschiffsunternehmen von den Kunden zunehmend kritisch hinterfragt.
Im Rahmen der Befragung gaben einige Unternehmen an, dass wieder mehr Beschäftigte im Homeoffice arbeiten. Zudem mussten einige von ihnen die Fahrtzeit von Schiffen reduzieren, um die Arbeitszeitregelungen einzuhalten, da fahrendes Personal wegen der Quarantänemaßnahmen fehlte und kein adäquater Ersatz verfügbar war. Das Gros der Unternehmen hat weiterhin große Probleme, gut ausgebildetes Personal für ihre Schiffe zu finden. Es fehle an Schiffsführern, Steuerleuten und Bootsleuten für den Schichtwechsel und die Ablöse an Bord, aber auch an Nachwuchs, der trotz Investitionen in Werbemaßnahmen oder Messeauftritte nur schwer für die Binnenschifffahrt zu gewinnen sei.