Stadtwerke Köln GmbH Geschäftsbericht 2021
02

Prognosebericht

Der Lagebericht und die Bestandteile dieses Konzernabschlusses enthalten Aussagen, die sich auf die zukünftige Entwicklung der Konzerngesellschaften beziehen. Diese Aussagen stellen Einschätzungen dar, die auf Basis aller zum Zeitpunkt der Abschlusserstellung zur Verfügung stehenden Informationen getroffen werden. Eine verlässliche Prognose lässt sich aus heutiger Sicht aufgrund von Ungewissheiten hinsichtlich der wirtschaftlichen, regulatorischen, technischen und wettbewerbsbezogenen Entwicklungen jedoch nicht abgeben.

Die Konjunkturprognosen der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute für 2022 standen zunächst noch im Zeichen der anhaltenden Corona-Pandemie und ihrer Folgen für die Weltwirtschaft, jedoch ohne den Einbezug der Auswirkungen des Ukraine-Krieges. Die prognostizierten Wachstumsraten bewegten sich um den Jahreswechsel 2021/22 im Wesentlichen zwischen 3,5 % und 4 %, die prognostizierten Inflationsraten lagen zwischen 3 % und 4 %. 

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen drastisch verschlechtert. Insbesondere die kräftig gestiegenen Öl- und Gaspreise belasten Unternehmen und Haushalte in hohem Maße. Der Sachverständigenrat prognostiziert für 2022 ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von nur noch 1,8 %, wobei die Prognose unterstellt, dass es nicht zu einem Stopp russischer Energielieferungen kommt. 

Die stark gestiegenen Preise für Energieträger werden die Verbraucherpreise in diesem Jahr weiter steigen lassen. Daher rechnet der Sachverständigenrat mit einer Inflationsrate von 6,1 % im Jahr 2022. Die steigenden Inflationserwartungen werden voraussichtlich auch die Tarifverhandlungen beeinflussen. Für das Jahr 2022 erwartet der Sachverständigenrat ein Wachstum der von den Unternehmen tatsächlich gezahlten Löhne (Effektivlöhne) von 2,5 %. 

Die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine lassen sich aktuell in ihrem Ausmaß nur schwer abschätzen. Insbesondere eine weitere Verschärfung des Konfliktes sowie eine Ausweitung der Sanktionen werden die deutsche und europäische Wirtschaft deutlich stärker belasten. Die nachfolgenden Prognosen der Geschäftsfelder berücksichtigen dieses Szenario nicht, sondern gehen von einer Stabilisierung der zu Beginn des Krieges gegebenen Wirtschaftsentwicklung im Laufe des Jahres 2022 aus.

Energiepolitische Rahmenbedingungen

Im Dezember 2021 veröffentlichte die EU-Kommission Legislativvorschläge zur Überarbeitung der Gasbinnenmarkt-Richtlinie und -‍Verordnung, einen Verordnungsvorschlag zur Minderung der Methanemissionen im Energiebereich und eine Revision der Regulierung zur Energieeffizienz im Gebäudebereich. Die politische Diskussion dieser Vorschläge wird das Jahr 2022 prägen. 

Ebenso werden die angekündigte erneute Novellierung des Klimaschutzgesetzes und die Verabschiedung des sektorübergreifenden Klimaschutzsofortprogramms auf Bundesebene das Jahr 2022 prägen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) will im April und Sommer 2022 entsprechende Maßnahmenpakete vorlegen. Anfang 2022 hatte das BMWK bereits angekündigt, dass die Maßnahmenpakete eine EEG-Novelle mit erhöhten Ausschreibungsmengen enthalten werden. Der Ausbau der erneuerbaren Energien soll zudem rechtlich als von „überragendem öffentlichem Interesse“ eingestuft werden.

Am 29. Juni 2021 haben die RheinEnergie und die Westenergie AG einen neuen Konsortialvertrag geschlossen. Beide Partner beabsichtigen, ihre jeweiligen Beteiligungen an bestimmten Stadtwerken in das bislang mehrheitlich von der Westenergie geführte Unternehmen Rheinische Energie Aktiengesellschaft (rhenag) einzubringen. Im Gegenzug soll der Anteil der RheinEnergie an der rhenag von bislang 33,3 % auf mehr als 50 % und der Anteil der Westenergie an der RheinEnergie von bislang 20 % auf bis zu 24,9 % aufgestockt werden. Ziel der Kooperation ist die Stärkung und Weiterentwicklung der Wettbewerbsfähigkeit der RheinEnergie und ihrer Beteiligungen in einem zunehmend dynamischen energiewirtschaftlichen Umfeld sowie die Bündelung ihrer jeweiligen Kompetenzen. Unter Führung der RheinEnergie soll der heutige Regionalansatz eines umfassenden Energie- und Infrastrukturdienstleisters im rheinischen Stadtwerkeverbund gestärkt und ausgebaut werden. Die Organe und Gremien der beteiligten Unternehmen haben der Kooperation bereits zugestimmt; die Genehmigung der Kartellbehörde wird im Juni 2022 erwartet. Da die zukünftige Mehrheitsbeteiligung der RheinEnergie an der rhenag rückwirkend gelten soll, wird sich, die Zustimmung der Kartellbehörden unterstellt, der Konsolidierungskreis des Stadtwerke Köln Konzerns im Jahr 2022 entsprechend verändern. Die Transaktion ist sowohl im Wirtschaftsplan der RheinEnergie als auch der SWK für 2022 berücksichtigt. 

Ausblick auf die Geschäftsentwicklung

Im Rahmen ihrer regelmäßig weiterentwickelten Unternehmensstrategie stellt sich die RheinEnergie den großen Herausforderungen in energiepolitischer, rechtlicher und wirtschaftlicher Hinsicht. Mit der kontinuierlichen Optimierung der internen Prozesse einerseits und den geplanten Investitionen in den einzelnen Wertschöpfungsstufen andererseits soll die Basis für Wachstum und dauerhafte Ertragskraft beibehalten werden.

Das Geschäftsfeld plant für 2022 leicht steigende Umsatzerlöse. Bei den Investitionen steht neben laufenden Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien im Vordergrund.

Wegen der anhaltenden Corona-Pandemie ist auch für das Jahr 2022 mit erheblichen Einnahmeverlusten zu rechnen. Die Regierungskoalition im Bund hat im Koalitionsvertrag vereinbart, die pandemiebedingten Einnahmeausfälle im Jahr 2022 wie bisher über einen „ÖPNV-Rettungsschirm“ auszugleichen. Die Verkehrsminister und Senatoren der Länder haben sich in einer Sondersitzung Ende Februar 2022 ebenfalls einstimmig für die Fortführung des „ÖPNV-Rettungsschirms“ ausgesprochen. Wie von VRS-Beirat und VRS-Zweckverband beschlossen, wurden die Ticketpreise zum Jahresbeginn 2022 um durchschnittlich 1,5 % erhöht.

Die Investitionsschwerpunkte liegen auf der Fahrweg-Infrastruktur mit rund 33 % des Investitionsvolumens, der Beschaffung von Stadtbahnfahrzeugen (24 %) und der Elektromobilität (21 %). Daneben wird in die Modernisierung der Betriebshöfe, Werkstätten und ähnlicher Infrastruktur (7 %) sowie in die Kapazitätserweiterung unter anderem auf den Linien 4, 13, und 18 (5 %) investiert.

Das Geschäftsfeld plant gegenüber dem Vorjahr steigende Umsatzerlöse, diese sind jedoch mit Blick auf die weitere Entwicklung der Pandemie mit Risiken behaftet.

Die Logistik hat sich über die Jahre zu einem integralen Erfolgsfaktor für Industrie und Handel entwickelt. Der Markt für logistische Dienstleistungen entwickelt sich beständig weiter: Nachdem bereits 2021 das Vorkrisenniveau erreicht wurde, werden auch für die Zeit nach 2022 kontinuierliche Zuwächse erwartet. Die HGK wird ihre Position als erfolgreiche Logistikholding gemeinsam mit ihren Beteiligungen sichern und ausbauen. Der Erwerb der Shipping-Gesellschaften im Jahr 2020 war auf diesem Weg ein wichtiger Meilenstein. Mithilfe dieser Gesellschaften und im Verbund mit den übrigen Beteiligungen kann die HGK nun im Rheinland und in Mitteleuropa Logistikleistungen auf der Schiene, der Straße und dem Wasserweg quasi aus einer Hand anbieten. Dennoch bleibt das Geschäftsfeld eng mit dem Wirtschaftsstandort Köln verbunden. Beispiel hierfür sind die Aktivitäten im Industriepark-Nord. Hier entwickelt die HGK ein modernes Industriequartier, indem sie integrierte Services und Produkte als kompetenter Dienstleister aus einer Hand anbietet. Darüber hinaus wird die HGK verstärkt an Lösungen arbeiten, die einen ökologisch nachhaltigen Beitrag für den Stadtraum leisten.

Das Geschäftsfeld plant für das Jahr 2022 konstante Umsatzerlöse.

Die im Netz transportierten Datenmengen und damit die von Geschäftskunden und Haushalten nachgefragten Anbindungskapazitäten steigen weiter stetig. Die NetCologne und die NetAachen werden die Flächendeckung ihrer Glasfasernetze ausbauen und weitere Haushalte und Gewerbeeinheiten mit FTTB/FTTH erschließen. Seit Einführung von G.fast sind in diesem Bereich Bandbreiten bis zu 1.000 Mbit/s im FTTB/FTTH-Bereich möglich. Die Versorgung mit Anschlüssen dieser Leistungsklasse soll weiter vorangetrieben werden. 

Zudem wird die NetCologne in die Bereiche Smart Metering (über den Aufbau eines 450-MHz-Netzes) sowie Smart City (über den Aufbau eines LoRaWAN-Netzes) investieren und so in zukunftsträchtige Geschäftsfelder expandieren.

Das Geschäftsfeld plant für das Jahr 2022 leicht steigende Umsatzerlöse.

Die AWB hat ihre Wirtschaftlichkeit in den vergangenen Jahren stetig gesteigert und verbessert. Das Augenmerk des Unternehmens wird weiterhin darauf liegen, seine Marktposition zu stärken und auszubauen. Daher wird die AWB auch in Zukunft in Maßnahmen zur Service- und Qualitätssteigerung investieren. Ein weiterer Schwerpunkt wird auf dem Ausbau der IT-Infrastruktur sowie der Digitalisierung von Prozessen und Anwendungen liegen.

Die AVG geht trotz negativer Einflüsse (zum Beispiel Corona-Pandemie, steigende Inflation) davon aus, dass ihre Anlagen auch im Jahr 2022 insgesamt gut ausgelastet sein werden. Die Volatilität der Märkte erfordert jedoch eine hohe Flexibilität bei den Akquisebemühungen. 

Durch den Betrieb der Rostascheaufbereitungs- und Konditionierungsanlage werden auch im Jahr 2022 zusätzliche Mengen für die Deponie gesichert. In den nächsten Jahren wird zusätzlich ein Volumen auf der Nachbardeponie verfüllt. Damit wird das noch bestehende Deponievolumen geschont. Die AVG wird zusammen mit den Deponienachbarn ihre Bemühungen fortsetzen, ein weiteres Deponievolumen nutzen zu können. Aufgrund der wesentlichen Änderung wurde das für die Umsetzung dieses Vorhabens notwendige Planfeststellungsverfahren angeschoben. Die dafür erforderlichen Unterlagen sind den Genehmigungsbehörden übergeben worden. Angestrebt wird dabei, die abgestimmte Kapazitätserweiterung für den gesamten Standort gemeinsam mit den beiden Deponienachbarn zu erreichen. 

Das Geschäftsfeld plant für das Jahr 2022 Umsatzerlöse auf Vorjahresniveau.

Der Verkauf unbebauter Grundstücke sowie die Grundstücks- und Projektentwicklungen in Köln-Nippes, Köln-Porz und im Deutzer Hafen eröffnen der moderne stadt in den kommenden Jahren Entwicklungspotenziale, die dem Gesellschaftszweck, der Förderung der Wohnungsversorgung und der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt Köln, gerecht werden.

Die Nachfrage nach bebaubaren Grundstücken und Wohnraum im Entwicklungsgebiet Köln-Nippes ist hoch, so dass mit einem ertragsstarken Verkauf der voll vermieteten Bauträgermaßnahme gerechnet werden kann.

Aufgrund nicht vorhergesehener Bauleistungen und überproportionaler Steigerungen der Baupreisentwicklung mussten bei der Einzelvergabe von Bauleistungen im Projekt „neue mitte porz“ im Vergleich zur Ausgangskalkulation aus dem Jahr 2016 bereits erhebliche Kostensteigerungen hingenommen werden. Mit der Stadt Köln, die Zuschussgeberin für die an diesem Projekt durch die Gesellschaft erbrachte Dienstleistung im allgemeinen wirtschaftlichen Interesse (DAWI) ist, werden Gespräche über die Höhe der Zuschussgestaltung geführt. 

Die moderne stadt ist Eigentümerin wesentlicher Flächen im Deutzer Hafen Köln. Der im Geschäftsjahr 2020 erfolgte Abschluss eines städtebaulichen Vertrages (Abwendungs- und Entwicklungsvereinbarung) ist von signifikanter Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung der Gesellschaft. Im Folgenden sind zunächst ein Ordnungs- und Erschließungsvertrag zu verhandeln, ein Vermarktungs- und Realisierungsplan aufzustellen sowie Baurecht zu schaffen. Durch von der städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme betroffene Grundstückseigentümer eingeleitete juristische Schritte (Normenkontrollklagen) können Verzögerungen und Verschlechterungen bei Projektabläufen entstehen. Bereits heute ist ein großes Interesse von Investoren am Erwerb von bebauungsfähigen Grundstücken an diesem Standort erkennbar. 

Das Geschäftsfeld plant für das Jahr 2022 höhere Umsatzerlöse als im Vorjahr.

Der Stadtwerke Köln Konzern plant für das Jahr 2022 Umsatzerlöse, die wiederum deutlich mehr als 6 Mrd. € betragen sollen. Dabei sind – wie in den Ausführungen zu den Geschäftsfeldern – über den Status Quo hinausgehende, wesentliche Verschärfungen des Ukraine Krieges nicht berücksichtigt. Die Investitionsplanung sieht für 2022 ein nahezu in allen Geschäftsfeldern weiterhin hohes Investitionsvolumen von mehr als 400 Mio. € vor, wobei die Investitionsschwerpunkte nach wie vor in den Geschäftsfeldern Energie und Wasser, Öffentlicher Personennahverkehr sowie Hafenumschlag und Güterverkehr liegen werden. Die Investitionen werden über Eigenmittel (im Wesentlichen ist dies der operative Cashflow), Zuschüsse und die Aufnahme langfristiger Darlehen finanziert. Der Konzernjahresüberschuss wird sich in einer Bandbreite zwischen 30 und 40 Mio. € bewegen. Bedingt durch den Ukraine-Krieg und die weiter anhaltende Corona-Pandemie ist diese Prognose nach wie vor mit einer hohen Unsicherheit behaftet.

Die SWK GmbH plant für das Jahr 2022 einen Jahresüberschuss von 27,6 Mio. €, der damit 45,1 Mio. € unter dem Jahresergebnis 2021 in Höhe von 72,7 Mio. € liegen wird.

Der massive Ergebnisrückgang resultiert in erster Linie aus den positiven Sondereffekten im Jahr 2021, wie der Zuschreibung auf den Beteiligungsbuchwert der NetCologne sowie der höheren Gewinnabführung der RheinEnergie und der AWB. Zudem belasten die Auswirkungen der Corona-Pandemie weiterhin das Ergebnis der KVB. Den geringeren Fahrgelderlösen steht anders als im Jahr 2021 bislang keine staatliche Unterstützung, zum Beispiel in Form eines „ÖPNV-Rettungsschirms“, gegenüber. 

Durch die Corona-Pandemie, ihre wirtschaftlichen Folgen und die unabsehbare weitere Entwicklung des Ukraine-Krieges bleibt die Ergebnisprognose einer hohen Unsicherheit unterworfen.

Der geplante Jahresüberschuss für 2022 soll in voller Höhe an die Gesellschafterin Stadt Köln ausgeschüttet werden.

Köln, den 18. Mai 2022

Die Geschäftsführung

Dr. Steinkamp         von Lepel         Haaks