Stadtwerke Köln GmbH Geschäftsbericht 2021
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Chancen- und Risikobericht

Bei der Ausübung unternehmerischer Tätigkeit ist das Eingehen von Risiken unabdingbare Voraussetzung für den Geschäftserfolg. Gleichzeitig sind die Rahmenbedingungen für unternehmerisches Handeln im 21. Jahrhundert deutlich komplexer und volatiler geworden. Die Einrichtung und Dokumentation eines Risikomanagementsystems (RMS) ist daher nicht nur eine gesetzliche Verpflichtung, sondern längst unverzichtbares Instrument einer integrierten Unternehmensentwicklung und -steuerung. Vor diesem Hintergrund ist neben der frühzeitigen Risikoerfassung und -bewertung der bewusste Umgang mit Risiken im Sinne einer maßnahmenorientierten Steuerung zentraler Bestandteil des RMS im Stadtwerke Köln Konzern. Als Risiko wird, vereinfacht umschrieben, eine potenziell negative Abweichung von unternehmerischen Zielsetzungen verstanden. Das RMS bei der SWK und ihren Tochterunternehmen erfolgt nach verbindlich vorgegebenen Grundsätzen, Verantwortlichkeiten, Inventur-, Bewertungs- und Berichtsprozessen. Auf der Basis des geltenden RMS werden konzernweit alle relevanten Risiken regelmäßig identifiziert, bewertet, einer Eintrittswahrscheinlichkeit zugeordnet und geplante Maßnahmen zur Risikoreduzierung oder -eliminierung aufgezeigt.

Darüber hinaus existiert für den in die RheinEnergie Trading ausgegliederten Energiehandel und die Energiebeschaffung ein spezielles Risikomanagementsystem, das neben den Analyse- und Bewertungsverfahren die Limitierung der Risiken, Hedging-Konzepte, Bewirtschaftungsstrategien und Zuständigkeiten regelt und in einem Risikohandbuch dokumentiert ist. Für die Risikobewertung bedient sich das Risikomanagement der Gesellschaft angemessener Risikomodelle, deren Effizienz durch Back-Testing und Revisionsprüfungen regelmäßig überprüft wird.

Die Risikomanager der Tochtergesellschaften unterstützen die Risikoverantwortlichen in den einzelnen Fachbereichen und sind für die Berichterstattung an ihre jeweilige Geschäftsleitung sowie an den Konzernrisikomanager der SWK verantwortlich. Die Berichterstattung über die aus Sicht der Gesellschaften wesentlichen Risiken erfolgt vierteljährlich. Eine sofortige Meldung (Ad-hoc-Mitteilung) muss dann erfolgen, wenn ein Risiko eine bestimmte, gesellschaftsspezifisch festgelegte Schadenswertgrenze erreicht oder überschreitet. Das Risikomanagement der SWK konsolidiert die wesentlichen Risiken der Gesellschaften und fasst diese in einem Konzern-Berichtswesen zusammen. Ebenso überprüft es regelmäßig das bestehende Regelwerk auf Aktualität und Optimierungsbedarf. Die Abläufe des Systems sowie dessen Wirksamkeit und Angemessenheit werden darüber hinaus regelmäßig durch die Konzernrevision überprüft.

Aus Sicht der Konzernleitung bestehen zum Bilanzstichtag ergebnisrelevante Risiken, die einen wesentlichen Einfluss auf den Geschäftsverlauf, die wirtschaftliche Lage und die Ertragslage des Konzerns haben könnten, in den Geschäftsfeldern Energie und Wasser, Öffentlicher Personennahverkehr, Hafenumschlag und Güterverkehr sowie in der Telekommunikation. Gleichzeitig gehen mit den Risiken auch Chancen einher. Die Chancen und Risiken werden zur besseren Strukturierung in Kategorien zusammengefasst. Dabei wird zwischen Risiken unterschieden, die von außen auf das Unternehmen wirken, ohne dass das Unternehmen im Allgemeinen einen signifikanten Einfluss auf diese Risiken nehmen kann (externe Risiken), und Risiken, deren Ursachen unternehmensintern begründet sind (interne Risiken). Die im Stadtwerke Köln Konzern identifizierten wesentlichen externen Risiken werden den Kategorien Politik, Gesetzgebung und Recht sowie Markt und Wettbewerb zugeordnet. Wesentliche interne Risiken resultieren aus dem operativen Bereich und den Finanzen. 

Bei der Einstufung der Risiken werden das Verhältnis zwischen Schadenshöhe und Eintrittswahrscheinlichkeit sowie ein berichtspflichtiger Schwellenwert je Gesellschaft zugrunde gelegt. Bei der Beurteilung der Risiken wird von einer Nettobetrachtung ausgegangen, das heißt, bereits getroffene Maßnahmen zur Risikobegrenzung wurden berücksichtigt. Die nachfolgende Matrix verdeutlicht die Klassifizierung:

Die als wesentlich identifizierten Chancen und Risiken werden nachfolgend geschäftsfeldbezogen erläutert. Da die Corona-Pandemie mit spezifischen Risiken für die Geschäftstätigkeit einzelner Geschäftsfelder verbunden ist, werden diese in einem separaten Abschnitt zu Beginn der nachfolgenden Risikoanalyse behandelt. Ebenfalls separat eingegangen wird auf Risiken im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg.

Sofern bei der Beschreibung der einzelnen Risiken nicht explizit eine Einstufung gemäß der oben genannten Matrix vorgenommen wird, handelt es sich um Risiken mit geringer Ausprägung.

Risiken durch die Corona-Pandemie

Infolge der bislang erreichten Durchimpfung der Bevölkerung, des vergleichsweise milden Verlaufs der Coronavirus-Variante Omikron und der daraus resultierenden Lockerungen bei den Corona-Schutzmaßnahmen konzentriert sich das Risikomanagement zunehmend auf die mittelbar und längerfristig wirkenden Folgen der Pandemie, wie sie durch ein nachhaltig geändertes Kunden- und Freizeitverhalten oder eine zunehmend durch die Digitalisierung geprägte Arbeitswelt eintreten können. Ergänzend dazu bleibt ein sogenanntes „Worst-Case-Szenario“ Bestandteil des Risikomanagements: Dieses legt das Auftreten weiterer Virus-Mutationen zugrunde, aus denen sich gegebenenfalls schwerere Krankheitsverläufe entwickeln, mit entsprechenden Konsequenzen für die Ausprägung staatlicher Schutzmaßnahmen.

Im Geschäftsfeld Öffentlicher Personennahverkehr wird die Corona-Pandemie weiterhin das Kundenverhalten und damit die Höhe der Verkehrserlöse beeinflussen. Vor dem Hintergrund der zu erwartenden verstärkten Nutzung des Homeoffice sowie einer dauerhaften Steigerung des Online-Handels ist davon auszugehen, dass auch in den Jahren nach der Pandemie eine dauerhafte Veränderung des Mobilitätsverhaltens eintreten wird. Die KVB geht davon aus, dass das Fahrgastniveau des Jahres 2019 frühestens im Jahr 2023 wieder erreicht sein wird. Um Kunden schneller zurückzugewinnen, führt die Gesellschaft neue Ticketangebote ein. Die grundsätzlich beschlossene Erhöhung der finanziellen Hilfsmaßnahmen aus dem sogenannten „ÖPNV-Rettungsschirm“ wird zu einer weiteren Abmilderung des wirtschaftlichen Schadens führen.

Im Geschäftsfeld Energie und Wasser stellen neben Absatz- und Umsatzeinbußen die Beeinträchtigung der betrieblichen Abläufe das größte Risiko der Corona-Pandemie dar. Die RheinEnergie hat daher Maßnahmen vorgesehen, die die Betriebsführung und Daseinsfürsorge für die Kunden sowie die Gesundheit der Mitarbeitenden gewährleisten. Des Weiteren werden Forderungsausfälle von Kunden überwacht und gesteuert. 

Unter Einbezug der möglichen Gegensteuerungsmaßnahmen auf Unternehmensebene stellen coronabedingte Risiken für den Stadtwerke Köln Konzern ein mittleres Risiko dar.

Risiken durch den Krieg in der Ukraine

Die wirtschaftlichen Folgen des Krieges in der Ukraine lassen sich in ihrem Ausmaß derzeit noch nicht umfassend und verlässlich einschätzen. Dennoch gibt es eine Reihe von Faktoren, die die wirtschaftliche Entwicklung des Stadtwerke Köln Konzerns negativ beeinflussen könnten. 

Durch die seit Kriegsausbruch beschlossenen Sanktionen des Westens gegenüber Russland hat sich der Anstieg der bereits zu diesem Zeitpunkt hohen Rohstoffpreise nochmals verstärkt, was insbesondere die Höhe der Energie-, Diesel- und Materialkosten über einen längeren Zeitraum negativ beeinflussen wird. In Abhängigkeit von dem zugrunde gelegten Szenario (zum Beispiel teilweises oder vollständiges Embargo von Gas und/oder Öl) ergeben sich weitere gravierende Risiken für die Energiebeschaffung, da insbesondere die Diversifikation der europäischen Gaswirtschaft kurzfristig kaum möglich wäre. Hiervon wären insbesondere die Geschäftsfelder Energie und Wasser, Öffentlicher Personennahverkehr sowie die Abfallverwertung und -entsorgung betroffen. 

Weiterhin kann der Krieg die internationalen und nationalen Güterströme längerfristig beeinträchtigen. Im Geschäftsfeld Hafenumschlag und Güterverkehr erwarten die Shipping-Gesellschaften, dass sich – je nach Dauer und Intensität des Russland-Ukraine-Krieges – die Nachfrage nach Binnenschiffstransporten für industrielle und chemische Güter in Folge der voraussichtlich steigenden Einkaufs- und Energiekosten sowie einer zu erwartenden wirtschaftlichen Rezession reduzieren könnte. Die Geschäftsfelder Öffentlicher Personennahverkehr sowie Abfallverwertung und -entsorgung gehen davon aus, dass der Ukraine-Krieg die Lieferanten von Material und Dienstleistungen belasten wird, wenn Teile der Wertschöpfungskette dieser Lieferanten von den Sanktionen oder den Kriegshandlungen betroffen sind. Das kann wiederum zu Engpässen, beispielsweise bei Investitionen oder der Beschaffung von Ersatzteilen, führen.

Das Geschäftsfeld Telekommunikation ist von den zuvor genannten Risiken zwar kaum betroffen, sieht jedoch in dem Konflikt Risiken durch Cyberangriffe auf kritische Infrastrukturen in Deutschland. Die NetCologne begegnet diesem Risiko durch entsprechende Sicherheitsvorkehrungen.

Politische, regulatorische und rechtliche Chancen und Risiken

Im Geschäftsfeld Energie und Wasser stehen sowohl auf Ebene der Europäischen Union als auch auf Ebene des Bundes in Zukunft erhebliche klimapolitische Weichenstellungen an, die substanzielle Auswirkungen auf die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung von Energieversorgern haben können. Für die verbleibenden energieerzeugenden Einheiten ergeben sich einerseits erhebliche Risiken aus einer gegenüber der betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauer frühzeitigen Abschaltung und einem weiteren Anstieg des Anteils der erneuerbaren Energien. Andererseits bestehen Chancen, dass die derzeit in vielen erzeugenden Einheiten unbefriedigende Wirtschaftlichkeit der Kraftwerke verbessert werden kann.

Die Energieversorger sind in erheblichem Umfang Risiken aufgrund äußerer Eingriffe von Regulierungsbehörden, insbesondere der Bundesnetzagentur oder der Landesregierungsbehörden, ausgesetzt. Absenkungen der Erlösobergrenzen aufgrund von Kostenerhebungen oder des gesunkenen Zinsniveaus können zu Erlöseinbußen führen. Weitere Risiken können sich dadurch ergeben, dass Regulierungsbehörden in die Kalkulation von sonstigen Entgelten eingreifen. Hier ist insbesondere nicht ausgeschlossen, dass es vor allem im Bereich der Wasser- und Fernwärmepreise zu entsprechenden Verfügungen der Kartellbehörden sowie negativen Auswirkungen auf die Ergebnissituation kommen kann.

Innerhalb des Geschäftsfeldes Hafenumschlag und Güterverkehr wirkt sich bezogen auf den Schienenverkehr die Trassenpreisförderung auf Basis des Trassenpreisfördergesetzes (TraFöG) positiv aus. Die Fördermaßnahme umfasst zunächst bis zum 31. Dezember 2023 eine Summe von 350 Mio. € jährlich für alle Marktteilnehmer und soll den umwelt- und klimafreundlichen Schienengüterverkehr über eine anteilige Finanzierung der Trassenpreise fördern. Durch die Förderung ist das Geschäftsfeld in der Lage, weitere Investitionsmaßnahmen wie beispielsweise die Anschaffung von klimafreundlicheren Triebfahrzeugen vorzunehmen.

Der Markt für Telekommunikation ist ein streng regulierter Markt, in den die Bundesnetzagentur und das Bundeskartellamt stark steuernd eingreifen. Einzelne Regulierungsentscheidungen können geschäftshemmend ausfallen. Gleiches gilt für politische Entscheidungen: So hat die Bundesregierung Ende 2020 den Regierungsentwurf des sogenannten Gesetzes für faire Verbraucherverträge beschlossen. Das Gesetz ist zum 1. Dezember 2021 in Kraft getreten und sieht unter anderem Neuregelungen zu Vertragslaufzeiten, Vertragsverlängerungen und Kündigungsfristen für Dauerschuldverhältnisse vor. Sofern sich die Wechselbereitschaft der Kunden dadurch erhöht und es nicht gelingt, Kunden trotz der kürzeren Vertragslaufzeit an sich zu binden oder neue, wechselbereite Kunden hinzu zu gewinnen, kann es zu größeren Kundenverlusten kommen.

Chancen und Risiken im Markt und Wettbewerb

Die Entwicklung der Beschaffungs- und Absatzmärkte, die Wettbewerbssituation sowie weitere, die Nachfrage bestimmende Faktoren wirken in unterschiedlichem Ausmaß auf die Gesellschaften im Stadtwerke Köln Konzern ein.

Im Geschäftsfeld Energie und Wasser haben insbesondere die anhaltend volatilen Verhältnisse auf den Strom- und Gasmärkten erhebliche Auswirkungen auf die Ertragskraft. Die entscheidenden Parameter wie Öl-, Kohle-, CO2-, Strom- und Gaspreise unterliegen erheblichen Schwankungen. Große Auswirkungen hat diese Preisentwicklung insbesondere auf die Wirtschaftlichkeit der Stromerzeugungsanlagen. Bei einem Rückgang der Margen aus der Stromvermarktung besteht das Risiko, dass sich die Wertschöpfung der Anlagen weiter verringert. Umgekehrt kann ein Anstieg der Strompreise beziehungsweise der Margen und/oder die Einführung von entsprechenden gesetzlichen Rahmenbedingungen zu einer nachhaltigen wirtschaftlichen Verbesserung der Wertschöpfung aus der Erzeugung führen.

Der große Kreis von Anbietern und die damit einhergehende Intensivierung des Wettbewerbs werden auch in Zukunft zu weiteren Kunden- und damit auch Mengen- und Margenverlusten im Geschäftsfeld Energie und Wasser führen. Zunehmend an Bedeutung gewinnt im Vertriebsgeschäft die Aufgabe, verloren gegangene Kunden zurückzugewinnen und insoweit Marktanteile zu stabilisieren oder zu erhöhen. Um den Risiken aus verlusttragenden Geschäften im Absatz zu begegnen, hat die RheinEnergie für die Ersatz- oder Grundversorgung zur Risikominimierung neue Versorgungstarife aufgelegt.

Für das Geschäftsfeld Öffentlicher Personennahverkehr besteht weiterhin ein Risiko in der Änderung des Tariffortschreibungsmodells. Auf politischer Ebene wie auch auf der Ebene des Zweckverbandes werden derzeit verschiedene Möglichkeiten erörtert, um die Kunden des Öffentlichen Personennahverkehrs weniger stark zu belasten. Entscheidungen diesbezüglich werden im Jahr 2022 erwartet, die dann voraussichtlich Auswirkungen auf die Tarifanpassungen ab 2023 hätten. Das Risiko wird als mittel eingestuft.

Im Geschäftsfeld Hafenumschlag und Güterverkehr stellen die globale Wirtschaftsentwicklung und konjunkturell bedingte Nachfrageschwankungen wesentliche Markt- und Wettbewerbsrisiken dar. Im Zuge der Energiewende führt zudem eine nachlassende Auslastung von Kohlekraftwerken tendenziell zu geringeren Transport- und Umschlagmengen. Durch die Erschließung neuer Märkte werden die HGK und ihre Beteiligungen diesen Entwicklungen begegnen. Risiken für die Eisenbahnverkehre ergeben sich weiterhin aus einem Wettbewerbsumfeld, in dem auch die großen Staatsbahnen international Marktanteile hinzugewinnen wollen. Chancen bieten dagegen regionale Kooperationen. Sie ermöglichen unter anderem flexible und kurzfristige Angebote von Eisenbahnverkehrsleistungen.

Der Markt für Telekommunikation ist weiterhin durch starken Wettbewerb, großen Preisdruck, zunehmenden Bandbreitenbedarf und eine hohe Wechselbereitschaft der Kunden geprägt. Dies kann zum Verlust von Umsatzerlösen, Marktanteilen sowie zu Margendruck bei einzelnen Produkten führen. Mit den eigenen Hochleistungsinfrastrukturen FTTB/FTTH und HFC (Hybrid Fiber Coax) ist die NetCologne für neue Herausforderungen bezüglich des stark zunehmenden Bandbreitenbedarfs gut positioniert. Zudem investiert die NetCologne verstärkt in die neue Übertragungstechnik G.fast sowie zunehmend auch in FTTH und nimmt damit eine wichtige Vorreiterstellung im Marktumfeld ein. Mit ihrem großen Glasfasernetz in Köln und im Umland ist die Gesellschaft der ideale Partner für die Mobilfunkbetreiber, die sich auf ihr Kerngeschäft, den Aufbau und Betrieb von Antennen, konzentrieren können.

Operative Chancen und Risiken

Die in der Produktion eingesetzten Anlagen und Prozesse sind relevante Erfolgsfaktoren. Aus der Verfügbarkeit der Anlagen sowie der Effizienz und Qualität der definierten Prozesse können sich Chancen und Risiken in diesem Bereich ergeben.

Chancen ergeben sich für die RheinEnergie insbesondere aus Projekten, mit denen Potenziale zur Prozessverbesserung sowie zur Effizienzsteigerung identifiziert und umgesetzt werden. Mit einem im Berichtsjahr neu aufgelegten Projekt zum Benchmarking bestimmter Kosten hat die RheinEnergie neue Effizienzpotenziale identifiziert. Daneben hat die RheinEnergie im Rahmen der Diskussionen über die zukünftige strategische Ausrichtung eine Reihe von neuen Geschäftsfeldern identifiziert, die sich aus der grundlegenden Veränderung der Energiemärkte ergeben und derzeit konsequent entwickelt werden sollen. Dies wird eingebunden sein in einen systematischen Innovationsmanagement-Prozess. Damit beabsichtigt die RheinEnergie, zukünftig Marktchancen laufend und frühzeitig zu erkennen sowie Risiken rechtzeitig entgegenwirken zu können.

Grundlage für die Ausübung der Geschäftstätigkeit eines Energieversorgungsunternehmens sind technologisch anspruchsvolle und komplexe Anlagen. Trotz umfangreicher Vorsorge wie zum Beispiel durch entsprechende Kontrollen, Wartungen und Betriebsführungskonzepte können sich Risiken durch den Ausfall der technischen Anlagen aus den unterschiedlichsten Gründen, beispielsweise Alter oder Witterung sowie als Folge der aktuellen Corona-Pandemie, ergeben. Das genannte Risiko weist eine mittlere Ausprägung auf. Ferner erfolgt die Abwicklung vieler Prozesse durch moderne und sehr komplexe IT-Systeme. Trotz hoher Sicherheits- und Wartungsstandards können sich insbesondere vor dem Hintergrund steigender Risiken durch Angriffe Dritter Einschränkungen der Nutzbarkeit und Verfügbarkeit dieser Systeme ergeben. 

Im Öffentlichen Personennahverkehr setzt die KVB ihre Fahrzeuge und technischen Anlagen mit einem hohen Grad an Zuverlässigkeit und Sicherheit sowie unter Berücksichtigung gegebener Umweltstandards ein. Im Rahmen des E-Bus-Projektes der KVB wurden bei der Herrichtung des geplanten neuen Betriebshofes Ost erhöhte Schadstoffbelastungen im Grundwasser festgestellt. Es besteht das Risiko, dass die Schadstoffbelastung den zulässigen Grenzwert überschreitet und damit aufwendige Filter- und Reinigungsarbeiten notwendig werden. Anderen technischen Ausfallrisiken sowie umweltbezogenen Risiken (wie zum Beispiel einem möglichen Jahrhunderthochwasser) begegnet das Unternehmen mit einer permanenten Verbesserung der technischen Standards. 

Im Geschäftsfeld Telekommunikation bestehen operative Risiken aufgrund der Substitution der klassischen Festnetztelefonie durch Telefonie über Mobilfunk, Social-Media-Plattformen oder über Fernsehkabel. Die Produkte der Informations- und Telekommunikationsbranche sind überdies teilweise schnelllebig und unterliegen einer hohen Komplexität und Dynamik. Dies führt bei NetCologne und NetAachen zu einem permanenten Innovations- und Investitionsdruck bei einem verkürzten Zeitfenster für die Amortisation.

Chancen und Risiken durch den Einsatz von Finanzinstrumenten

Finanzinstrumente werden insbesondere bei der Bewirtschaftung und Optimierung des Beschaffungsportfolios für Strom, Erdgas und CO2-Zertifikate eingesetzt. Im Vordergrund steht dabei die finanzielle Absicherung von Preisänderungsrisiken. Bei der Energiebeschaffung sind Marktpreis- und Mengenrisiken von größerer Bedeutung.

Marktpreisrisiken sind überwiegend Volatilitätsrisiken. Diese werden mithilfe des Value-at-Risk-Ansatzes (VaR) bewertet, limitiert und überwacht. Der VaR gibt den wertmäßigen Verlust einer Risikoposition an, der mit einer gegebenen Wahrscheinlichkeit innerhalb eines definierten Zeitraums nicht überschritten wird. Sowohl die maximale offene Position als auch der Wert des VaR sind für die jeweiligen Risikoklassen im Regelwerk der RheinEnergie Trading fixiert.

Mengenrisiken entstehen durch den Abschluss von Liefer- beziehungsweise Abnahmeverpflichtungen insbesondere dann, wenn die aus den Verträgen resultierenden Mengen nicht back-to-back eingedeckt werden. Grundsätzlich kann es zu einer möglichen Abweichung zwischen der gelieferten physischen Energiemenge und der geplanten beziehungsweise prognostizierten und gegebenenfalls gehedgten Menge kommen. Die Gründe für eine Abweichung liegen vornehmlich in der Prognose des klima- oder konjunkturbedingt schwankenden Energieverbrauchs. Die Prognosegüte wird durch die RheinEnergie Trading regelmäßig überwacht und optimiert.

Zur Absicherung von Mengen- und Marktpreisrisiken setzt das Unternehmen Finanzinstrumente ein. Hierunter sind physische Terminpositionen auf Energie und Emissionszertifikate, welche auch an den Börsen kontrahiert werden, zu verstehen, aber auch Preisabsicherungen indizierter Positionen in Form von Swaps. Der Einsatz der Finanzinstrumente unterliegt ebenfalls den bereits genannten Risikorichtlinien. Ineffektivitäten in Bewertungseinheiten werden durch Drohverlustrückstellungen in der Bilanz erfasst.

Finanzielle Chancen und Risiken 

Die hohe Volatilität an den Energiemärkten und -börsen kann aufgrund bestehender Beschaffungskontrakte kurzfristig zu sehr hohen Liquiditätszu- oder -abflüssen führen. Aufgrund des Einsatzes eines zentralen Cash-Pooling-Systems, einer vorausschauenden Liquiditätsplanung sowie einer ausreichenden Verfügbarkeit an Kreditlinien werden Liquiditätsrisiken im Konzern als gering eingestuft. Gleiches gilt auch für Währungsrisiken, da die Geschäftsaktivitäten im Wesentlichen national ausgerichtet sind und die Absatz- und Beschaffungsprozesse fast ausschließlich in Euro abgebildet werden. Dieses Risiko hat eine mittlere Ausprägung.

Fazit

Unter Berücksichtigung der gegebenen Gegensteuerungs- und Minimierungsmaßnahmen sind derzeit keine Risiken erkennbar, die den Fortbestand eines Konzernunternehmens oder des Konzerns gefährden. Derartige Risiken sind aus heutiger Sicht auch für die absehbare Zukunft nicht zu erkennen.