AWB Köln GmbH Geschäftsbericht 2020
02

Chancen- und Risikobericht

Die AWB ist in ihrem Kerngeschäft nach wie vor keinen nennenswerten geschäftsgefährdenden Risiken aus dem laufenden Geschäft ausgesetzt.

Durch die Verlängerung der Leistungsverträge mit der Stadt Köln für den Zeitraum ab dem 1. Januar 2019 für weitere 15 Jahre konnte die AWB Planungssicherheit für den wesentlichen Teil der Umsätze erzielen. Allerdings muss die AWB bei nahezu gleichbleibenden Entgelten umfangreichere Leistungen gegenüber der Stadt Köln sowohl im gebühren- wie auch im haushaltsfinanzierten Bereich erbringen. Hier sind komplett neue Leistungen zu nennen, zu denen zum Beispiel die Intensiv- und Zwischenreinigung in der satzungsgemäßen Straßenreinigung zählt. Außerdem wurden bestehende Aufgaben erweitert, zum Beispiel im Littering und beim Servicelevel der Wertstoff-Center. Diese Mehrleistungen verursachen Kostensteigerungen, die bei nahezu gleichen Erlösen und einer nahezu gleichen Ergebniserwartung zu erhöhten Anstrengungen beim Kostenmanagement führen. Darüber hinaus müssen ab dem Jahr 2021 zusätzliche Kapitalkosten für den neuen Betriebshof an der Christian-Sünner-Straße getragen werden, von denen nur ein Teil in die Entgelte seit dem 1. Januar 2019 eingerechnet werden konnte. Ab dem Jahr 2022 kommt noch ein neuer Betriebsstandort an der Robert-Perthel-Straße hinzu. Vor diesem Hintergrund ist die Ergebnisplanung der kommenden Jahre trotz vergleichbarer Planergebnisse deutlich ambitionierter als die der zurückliegenden Jahre.

Die Verwertungserlöse stellen auch zukünftig einen wesentlichen Ergebnisbeitrag der AWB dar. Die zu erwartende Entwicklung der Preise für die einzelnen Wertstofffraktionen hat einen erheblichen Einfluss auf das Unternehmensergebnis. Wir haben versucht, den aktuell sehr volatilen Markt für alle Wertstofffraktionen in der Planung angemessen und realistisch einzuschätzen. Der Blick auf die relevanten Wertstoffmärkte, allen voran Altpapier und Altkleider, zeigt derzeit jedoch extreme Preisausschläge, überwiegend mit einer abwärts gerichteten Tendenz. Für das Jahr 2021 geht die AWB zwar von einer leichten Verbesserung der Wertstofferlöse aus, allerdings ergibt sich aus diesem Thema ein nicht unerhebliches Ergebnisrisiko.

Neben dem Preisrisiko auf den Wertstoffmärkten bestehen Risiken in der Mengen- und der Qualitätsentwicklung, insbesondere beim Altpapier. Der steigende Anteil von Verpackungen sowie sinkende Mengen von Druckerzeugnissen wirken sich ebenso nachteilig auf die Altpapiererlöse aus wie rückläufige Sammelmengen.

Es kann noch nicht abschließend beurteilt werden, ob sich das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts (BVerwG) vom 23. Februar 2018 auf das Geschäft der AWB auswirkt. Mit dem Urteil hat das BVerwG eine Überlassungspflicht von Sperrmüll an den öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger verneint und die gewerbliche Sammlung von Sperrmüll für zulässig erklärt. Auch offene Rechtsfragen in Bezug auf die Rechtmäßigkeit der Nachsortiergebühren beinhalten zugleich Chancen und Risiken für die AWB, die aktuell noch nicht abschließend bewertet werden können.

Die AWB plant in den kommenden Jahren einen weiteren Ausbau der getrennten Sammlungen, um ihre Wertstoffstrategie „Aktiv für Köln“ mit Fokus auf Abfalltrennung und -recycling sowie die Wertstoffstrategie im Abfallwirtschaftskonzept der Stadt Köln weiterzuentwickeln.

Neue Möglichkeiten und steigende Ansprüche der Kunden durch die Digitalisierung in der Abfallwirtschaft und der Stadtreinigung erfordern zusätzliche Investitionen zur Zukunftssicherung, um die Marktposition der AWB in Köln dauerhaft zu festigen. Soweit diese Investitionen für den aktuellen Planungszeitraum absehbar sind, sind sie bereits in der Planung enthalten.

Das anhaltende Absinken des Zinsniveaus in den vergangenen Jahren hat dazu geführt, dass die betrieblichen Versorgungszusagen immer geringer abgezinst werden müssen. Dies führt zu einem stark gestiegenen Zuführungsbedarf bei den Pensionsrückstellungen und sonstigen langfristigen Personalrückstellungen. Wenn das gesetzlich zu berücksichtigende Zinsniveau stärker absinkt als in der Planung bereits berücksichtigt, wird dies zu einem Anstieg der Personalkosten über die geplanten Werte hinaus führen. Dieser Anstieg kann sich deutlich auf das Ergebnis auswirken.

Die zukünftig geplanten Investitionen werden planmäßig aus dem laufenden Cashflow finanziert.

Zur systematischen Erkennung und Steuerung der Risiken aus der Geschäftstätigkeit der AWB existiert ein Risikomanagementsystem, über das weiter oben bereits berichtet wurde.

Umweltrisiken aus dem Geschäftsbetrieb der AWB – dazu zählen Gefahren für die Umwelt durch den Betrieb riskanter Anlagen und der Umgang mit Gefahrgütern – bestehen aktuell in keinem nennenswerten Umfang. Das Unternehmen hält alle vorgesehenen Vorrichtungen und Maßnahmen zur Vermeidung von Gefahren einschließlich der Beschäftigung entsprechender Sicherheitsbeauftragter strikt ein. Dies wird auch durch die regelmäßigen Audits im Rahmen der Zertifizierung als Entsorgungsfachbetrieb geprüft. Insgesamt bestehen somit keine besonderen Umweltrisiken. Die geschäftsüblichen Risiken sind im Rahmen einer Betriebshaftpflichtversicherung abgedeckt.

Mögliche Risiken aus einer weiter andauernden Belastung durch die COVID-19-Pandemie lassen sich aktuell nicht final abschätzen. Die bisherigen Erfahrungen im Jahr 2020 lassen jedoch die begründete Vermutung zu, dass die AWB dadurch keinen geschäftsgefährdenden Risiken ausgesetzt ist.