Kölner Verkehrs-Betriebe AG Geschäftsbericht 2020
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Wirtschaftsbericht *

Das Geschäftsjahr 2020 der Kölner Verkehrs-Betriebe AG (KVB) war durch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie geprägt. Am 11. März 2020 hat die Weltgesundheitsorganisation die Ausbreitung von Covid-19 (coronavirus disease 2019) zur Pandemie erklärt. Zur Eindämmung der Pandemie haben Bund und Länder seit dem 16. März 2020 einschneidende Maßnahmen im öffentlichen Leben zur Vermeidung sozialer Kontakte verhängt, weshalb die KVB in der Zeit vom 18. März 2020 bis zum 23. April 2020 einen angepassten Fahrplan mit einer geringeren Taktung bediente. Nach dem 23. April 2020 kehrte sie zum normalen Fahrplan mit reduziertem Abendangebot zurück und ab dem 11. Mai 2020 wieder zum regulären Fahrplan. Mit Beginn der Schulzeit nach den Herbstferien sorgten zusätzliche Verstärkungsfahrten dafür, dass die vorgeschriebenen Abstandsregeln eingehalten werden können. Während zweier deutschlandweiter Lockdowns im Frühjahr und Herbst/Winter hat die KVB ihre Bus- und Bahnangebote aufrechterhalten, um die Mobilität von Menschen in systemrelevanten Berufen und die Mindestabstände in den Fahrzeugen sicherzustellen. Dies ist ihr vor allem deshalb gelungen, weil die KVB durch die frühzeitige Einrichtung eines internen Krisenstabes mit umfangreichen Schutzvorkehrungen dafür gesorgt hat, dass das Infektionsniveau innerhalb der KVB kontinuierlich auf sehr niedrigem Niveau gehalten werden konnte.

Allerdings sind während der Pandemie und der erfolgten Lockdowns die Fahrgastzahlen signifikant eingebrochen. Verzeichnete die KVB im Jahr 2019 mit rund 286,0 Mio. Fahrgästen noch einen neuen Fahrgastrekord, so betrug der Fahrgastrückgang im ersten Lockdown im Jahr 2020 zeitweise bis zu 80 % beziehungsweise über das gesamte Jahr betrachtet rund 41,4 %. Der Einbruch der Fahrgastzahlen führte zu einem deutlichen Rückgang der Fahrgelderlöse. Zum Ende des Geschäftsjahres lagen die Verkehrserlöse mit 227,7 Mio. € um 47,4 Mio. € beziehungsweise rund 17,2 % unter dem Vorjahresniveau.

Auch konnte die KVB während der Krise aufgrund der politisch gewünschten Aufrechterhaltung des Angebotes kaum Einsparungen realisieren. Einem geringeren Verbrauch an Diesel und Strom in der Zeit des harten Lockdowns stehen zusätzliche Kosten für Abstandstrennungen und Desinfizierungen in den Fahrzeugen gegenüber. Beides fällt im Verhältnis zu den erlittenen Einnahmeverlusten aber nur marginal ins Gewicht.

Nur durch den von der Bundesregierung beschlossenen „ÖPNV-Rettungsschirm“ zur Abmilderung der Belastungen infolge der Covid-19-Pandemie und die damit verbundenen Zuwendungen in Höhe von 45,6 Mio. € konnte die KVB im aktuellen Geschäftsjahr insgesamt – vor organschaftlichem Verlustausgleich durch den Gesellschafter Stadtwerke Köln GmbH (SWK), Köln – ein Unternehmensergebnis von -109,9 Mio. € (Vorjahr -100,0 Mio. €) ausweisen. Das Planergebnis in Höhe von -104,7 Mio. € konnte nicht erreicht werden.

* Die im Bericht ausgewiesenen prozentualen Abweichungen wurden grundsätzlich auf der Basis der ungerundeten Werte ermittelt.

Gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen

Die Entwicklung der deutschen Konjunktur war im vergangenen Geschäftsjahr – wie die ganze Weltwirtschaft – geprägt von den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie. Angesichts massiver Einschränkungen des Wirtschaftslebens infolge staatlicher Maßnahmen zur Krisenbewältigung sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 4,9 % im Vergleich zum Vorjahr (Vorjahr Anstieg +0,6 %).

Die Auswirkungen der Corona-Krise spiegeln sich auch in den Arbeitslosenzahlen wieder. Lag die Arbeitslosenquote in Deutschland zum Ende des Jahres 2019 noch bei 4,9 %, so stieg sie bis zum August 2020 auf 6,4 % und lag zum Ende des Jahres 2020 bei 5,9 %.

Die Arbeitslosenzahl in Deutschland lag zu Beginn des Jahres 2020 bei 2,2 Mio. und damit auf dem niedrigsten Wert seit der Wiedervereinigung. Bedingt durch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie stieg die Zahl der als arbeitslos gemeldeten Personen zum Jahresende 2020 auf rund 2,7 Mio.

Die Hochstimmung aus den konjunkturellen Boom-Jahren war bereits zum Ende des Vorjahres vorbei. Im Geschäftsjahr 2020 hat sich das Geschäftsklima im Bezirk der IHK Köln bei kleinen und mittleren Unternehmen vor allem durch die Auswirkungen der Corona-Krise aber nochmals um rund 26,6 % verschlechtert. Insbesondere das durch den Lockdown im Dezember weggefallene Weihnachtsgeschäft lässt sich nicht kompensieren. Von einer Erholung auf breiter Front kann auch zum Ende des Geschäftsjahres noch nicht die Rede sein, vielmehr kämpfen sich die Unternehmen weiterhin Schritt für Schritt durch die Krise. Die Konjunkturbefragung zeigt kein einheitliches Lagebild, sondern große Unterschiede zwischen den Branchen und teilweise auch innerhalb einer Branche. Die Arbeitslosenquote in Köln lag zum Jahresende bei 7,6 %. Unabhängig von den aktuellen Auswirkungen der Corona-Krise profitiert die Wirtschaftsregion Köln aber von einem gesunden Branchenmix an Unternehmen, verfügt über ein gut ausgebildetes Arbeitskräftepotenzial, ist ein starker Standort für Wissenschaft und Forschung und kann auch bei weichen Standortfaktoren wie dem kulturellen Angebot punkten. 

Die mit der Covid-19-Pandemie einhergehenden Beschränkungen haben die Unternehmen des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) im vergangenen Jahr hart getroffen. Die Menschen waren coronabedingt sowohl beruflich als auch in der Freizeit deutlich weniger unterwegs, was mit einem Einbruch der Fahrgastzahlen einherging. Um allen Bürgerinnen und Bürgern, die auch während der Pandemie auf einen funktionierenden und möglichst sicheren ÖPNV angewiesen waren, gerecht zu werden, fuhren die Bus- und Bahnunternehmen seit März 2020 trotz Fahrgastrückgängen von teilweise bis zu 80 % fast 100 % ihres Angebots – und das insbesondere während des ersten Lockdowns im März und April 2020. Das bestehende ÖPNV-Angebot wurde vor allem von Fahrgästen in systemrelevanten Berufen genutzt, die zwingend zur Arbeit müssen. Die Fahrgastzahlen entwickelten sich im Geschäftsjahr in Wellenbewegungen: In den ersten beiden Monaten, also vor Ausbreitung der Pandemie in Deutschland, stieg die Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr um 4 % bis 6 % an. Dann kamen die pandemiebedingten Beschränkungen und kurze Zeit später verzeichnete der ÖPNV bis zu 80 % weniger Fahrgäste als im Vorjahresdurchschnitt. Während der Lockerungen von Mai bis September erholte sich die Nachfrage wieder auf rund 80 % des Normalniveaus. Ab dem erneuten Lockdown von November 2020 bis ins Folgejahr sanken die Fahrgastzahlen dann wieder unter 50 %.

Die Entwicklung der Fahrgastzahlen führte in den neun Monaten von März bis Dezember 2020 zu Einnahmeverlusten bei den Ticketverkäufen der ÖPNV-Unternehmen von rund 3,5 Mrd. €. Während die ÖPNV-Stammkundschaft weit überwiegend ihre Abos nicht kündigte, brachen die Einnahmen bei den Gelegenheitsfahrten größtenteils weg. Die von Bund und Ländern für den ÖPNV-Rettungsschirm zur Verfügung gestellten Mittel in Höhe von bis zu 5 Mrd. € würden nach aktuellen Berechnungen des VDV noch etwa bis Ende des ersten Quartals 2021 reichen.

Auch im Verkehrsverbund Rhein-Sieg waren im Geschäftsjahr 2020 die Auswirkungen der Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie in einem deutlichen Fahrgastrückgang zu spüren. Damit verbunden sanken die Fahrgelderlöse der VRS-Unternehmen um ca. 130 Mio. € im Vergleich zum Vorjahr. 

Geschäftsverlauf

Die nachfolgende Tabelle zeigt die Entwicklung der Fahrgastzahlen im Jahr 2020, zusammengefasst nach Fahrausweisgruppen:

Fahrgäste

in Mio.

  2020 2019 Veränderung
in %
ZeitTickets Erwachsene 93,8 147,3 -36,3
ZeitTickets Auszubildende 42,7 84,0 -49,2
BarTickets 13,7 25,8 -47,1
Sonstige Tickets 6,8 11,4 -39,7
Entgeltlicher Linienverkehr 157,0 268,5 -41,5
Übriger Verkehr 10,7 17,5 -39,1
Gesamt 167,7 286,0 -41,4

Nachdem die KVB in den letzten Jahren regelmäßig Fahrgastrekorde verzeichnen konnte und im Jahr 2019 noch rund 286,0 Mio. Menschen mit Bus und Bahn unterwegs waren, lag die Zahl im Geschäftsjahr bei rund 167,7 Mio., was einem Rückgang von mehr als 40 % entspricht. Gründe dafür sind die geringere Mobilität der Menschen aufgrund der von der Politik zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie beschlossenen Lockdowns mit geschlossenen Schulen, Kitas, Geschäften und Freizeiteinrichtungen, weitreichende Homeoffice- und Kurzarbeitregelungen sowie die Sorge vor einer Ansteckung in Bus und Bahn. So war im Jahresverlauf – in Abhängigkeit von den jeweils geltenden Corona-Verhaltensregeln – ein wellenförmiger Verlauf der Fahrgastzahlen festzustellen.

Viele Stammkunden blieben der KVB treu, sodass der Rückgang im Geschäftsjahr von 316.200 auf 303.200 angesichts der einschneidenden Entwicklungen mit einem Minus von 4,1 % noch moderat ausfiel. Für die KVB bleibt es auch in den nächsten Jahren ein wesentliches Ziel, Stammkunden zu binden und zu gewinnen.

Den Schwerpunkt bildete nach wie vor die besonders attraktive Ticketform der ZeitTickets, die insgesamt 81,4 % der Fahrgäste nutzten.

Besonders stark betroffen vom Einbruch der Fahrgastzahlen waren die ZeitTickets Auszubildende und die BarTickets, deren Absatz fast um die Hälfte zurückgegangen ist.

Die sonstigen Tickets mit ihrem Anteil von 4,0 % enthalten insbesondere Sonderangebote, Kooperationen, Kinderfreifahrten und verbundübergreifende Tickets.

Die Zahl der Fahrgäste im entgeltlichen Linienverkehr ist im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um 111,5 Mio. Fahrgäste gesunken. Auch die Zahl der Fahrgäste des übrigen Verkehrs sank (-6,8 Mio. Fahrgäste).

Die Schwarzfahrerquote erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr leicht auf 2,5 %.

Die folgende Übersicht zeigt die Betriebsleistungszahlen, die der beschriebenen Entwicklung der Fahrgastzahlen zugrunde liegen:

Betriebsleistung

  2020 2019 Veränderung
in %
Stadtbahnbetrieb      
Wagenkilometer in Tsd. km 34.624 34.555 0,2
Platzkilometer in Mio. km 6.232 6.220 0,2
Fahrten je Einwohner 94 160 -41,2
Omnibusbetrieb      
Wagenkilometer in Tsd. km 21.438 20.506 4,5
Platzkilometer in Mio. km 1.986 1.853 7,2
Fahrten je Einwohner 30 51 -41,2
Gesamt      
Wagenkilometer in Tsd. km 56.062 55.061 1,8
Platzkilometer in Mio. km 8.218 8.073 1,8
Fahrten je Einwohner 124 211 -41,2

Die Veränderungen der insgesamt gefahrenen Wagen- und Platzkilometer gegenüber dem Vorjahr bewegen sich im Rahmen eines üblichen Betriebsablaufes und sind unter anderem auf Baumaßnahmen und Optimierungen in den Linienverläufen sowie Leistungsanpassungen während des ersten Lockdowns zurückzuführen. 

Umsatzerlöse

in Mio. €

  2020 2019 Veränderung
in %
ZeitTickets Erwachsene 142,5 155,2 -8,2
ZeitTickets Auszubildende 47,6 46,5 2,4
BarTickets 33,3 61,7 -46,0
Sonstige 7,0 9,7 -27,9
VRS-Ausgleich -14,6 -14,3 -2,3
Landeszuschüsse NRW-Sozialticket 2,4 2,4 -1,2
Mindererlöse KölnPass -0,7 -0,9 24,3
Fahrgelderlöse 217,5 260,3 -16,4
Abgeltungszahlungen 11,1 12,5 -11,1
Übrige Verkehrserlöse -0,9 2,3
Verkehrserlöse gesamt 227,7 275,1 -17,2
Sonstige Umsatzerlöse 23,1 24,3 -4,9
Gesamt 250,8 299,4 -16,2

Die gesamten Umsatzerlöse sanken im Geschäftsjahr um 48,6 Mio. € (-16,2 %) im Vergleich zum Vorjahr, bedingt durch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie.

Den stärksten Einbruch verzeichnete die KVB bei den BarTickets. Die dort erzielten Fahrgelderlöse lagen um 28,4 Mio. € (-46,0 %) unter dem Vorjahresniveau. Bei den ZeitTickets war die Fluktuation dank der engen Kundenbindung deutlich geringer (-11,6 Mio. €, -5,7 %). Die darin enthaltenen Job- und GroßkundenTickets blieben sogar auf nahezu unverändert hohem Niveau. Die zum 1. Januar 2020 erfolgte allgemeine Tarifanpassung im VRS um 2,5 % konnte die insgesamt negative Entwicklung der Fahrgelderlöse durch gesunkene Fahrgastzahlen nicht kompensieren. Im Ergebnis vereinnahmte die KVB im Geschäftsjahr 2020 Fahrgelderlöse von insgesamt 217,5 Mio. € (Vorjahr 260,3 Mio. €). Dies entspricht einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 42,8 Mio. € (Vorjahreswachstum 11,0 Mio. €) beziehungsweise 16,4 % (Vorjahreswachstum 4,4 %). Die übrigen Verkehrserlöse enthalten erhöhte Beförderungsentgelte, weisen im Geschäftsjahr jedoch aufgrund periodenfremder Belastungen aus der Abrechnung im VRS-Verbund einen negativen Saldo auf. Insgesamt hat die KVB im Geschäftsjahr 2020 mit ihren Verkehrsleistungen 227,7 Mio. € (Vorjahr 275,1 Mio. €) umgesetzt, das entspricht 90,8 % (Vorjahr 91,9 %) des Gesamtumsatzes. Die sonstigen Umsatzerlöse umfassen vor allem Werbeerlöse, Leistungen für Dritte, Kostenerstattungen der Stadt Köln für die Unterhaltung der U-Bahn-Anlagen sowie Mieten und Pachten.

Vermögens-, Finanz- und Ertragslage

Die KVB definiert das Unternehmensergebnis als wesentlichen finanziellen Leistungsindikator.

Bilanz (Kurzfassung)

  31.12.2020 31.12.2019
Mio. € % Mio. € %
Anlagevermögen 875,5 84,8 768,7 74,3
Vorräte 31,5 3,1 31,6 3,1
Forderungen, RAP 122,9 11,9 231,7 22,4
Flüssige Mittel 1,8 0,2 2,0 0,2
Gesamtvermögen 1.031,7 100,0 1.034,0 100,0
Eigenkapital 365,8 35,5 347,1 33,6
Sonderposten Investitionszuschüsse 85,6 8,3 53,1 5,1
Rückstellungen 137,8 13,3 124,1 12,0
Finanzschulden 393,1 38,1 399,5 38,6
Andere Verbindlichkeiten, RAP 49,4 4,8 110,2 10,7
Gesamtkapital 1.031,7 100,0 1.034,0 100,0

Das bilanzielle Gesamtvermögen sank im Geschäftsjahr leicht von 1.034,0 Mio. € auf 1.031,7 Mio. € (-2,3 Mio. €).

Auf der Aktivseite wuchs das Anlagevermögen um 106,8 Mio. €. Dem stehen nahezu unveränderte Vorräte (-0,1 Mio. €), sinkende Forderungen inklusive Rechnungsabgrenzungsposten (-108,8 Mio.  €) sowie ein leichter Rückgang an flüssigen Mitteln (-0,2 Mio. €) gegenüber.

Ein erhöhter Bedarf an liquiden Mitteln hatte am 31. Dezember 2020 einen geringeren Saldo auf dem SWK-Verrechnungskonto (Cash-Pooling) zur Folge, was den Rückgang der Forderungen begründet. Darüber hinaus wurden die im Vorjahr in den Verbindlichkeiten enthaltenen Finanzierungsleistungen der Stadt Köln in Höhe von 60,1 Mio. € für die Kosten der Baubesichtigungsgrube im Zusammenhang mit dem Unglücksfall Waidmarkt im Geschäftsjahr mit den Forderungen verrechnet. Dies ist im Wesentlichen auch ursächlich für den Rückgang der Verbindlichkeiten inklusive Rechnungsabgrenzungsposten in Höhe von 67,2 Mio. € gegenüber dem Vorjahr.

Gegenläufig entwickelten sich im Geschäftsjahr auf der Passivseite das Eigenkapital (+18,7 Mio. €), der Sonderposten für Investitionszuschüsse (+32,5 Mio. €) und die Rückstellungen (+13,7 Mio. €).

Der weiterhin hohe Anteil des Anlagevermögens von 84,8 % (Vorjahr 74,3 %) am Gesamtvermögen spiegelt den Grad der Anlagenintensität der KVB wider. Das gesamte Anlagevermögen war am 31. Dezember 2020 zu 51,6 % (Vorjahr 52,1 %) durch Eigenkapital einschließlich des Sonderpostens für noch nicht verrechnete Investitionszuschüsse finanziert.

Die bilanzielle Eigenkapitalquote stieg durch die Erhöhung der Kapitalrücklage leicht von 33,6 % im Vorjahr auf 35,5 % zum 31. Dezember 2020. Da wirtschaftlich betrachtet der Sonderposten für noch nicht verrechnete Investitionszuschüsse dem Eigenkapital zuzurechnen ist, betrug das wirtschaftliche Eigenkapital insgesamt 451,4 Mio. € (Vorjahr 400,2 Mio. €) und die wirtschaftliche Eigenkapitalquote 43,7 % (Vorjahr 38,7 %).

Der Anteil der Rückstellungen am Gesamtkapital belief sich im Berichtsjahr auf 13,4 % (Vorjahr 12,0 %). Die Finanzschulden machten am Ende des Berichtsjahres 393,1 Mio. € (Vorjahr 399,5 Mio. €) aus. Das waren 38,1 % (Vorjahr 38,6 %) des Gesamtkapitals. Die nach Abzug der flüssigen Mittel verbleibende Nettoverschuldung sank im Jahr 2020 auf 391,3 Mio. € (Vorjahr 397,5 Mio. €).

Beim Fremdkapital inklusive Rechnungsabgrenzungsposten hatten 456,8 Mio. € (Anteil 78,7 %) langfristigen Charakter, 123,5 Mio. € (Anteil 21,3 %) waren kurzfristig. Gegenüber dem Vorjahr stieg das langfristige Fremdkapital inklusive Rechnungsabgrenzungsposten um 3,5 Mio. €, das kurzfristige Fremdkapital inklusive Rechnungsabgrenzungsposten sank um 57,0 Mio. €. 

Bilanzstruktur

Kapitalflussrechnung (Kurzfassung)

in Mio. €

  2020 2019
Mittelabfluss aus laufender Geschäftstätigkeit 8,1 -51,6
Mittelabfluss aus Investitionstätigkeit -162,1 -81,6
Mittelzufluss aus Finanzierungstätigkeit 153,8 133,1
Veränderung der Zahlungsmittel -0,2 -0,1
Zahlungsmittel am Anfang der Periode 2,0 2,1
Zahlungsmittel am Ende der Periode 1,8 2,0

Die Kapitalflussrechnung (siehe ausführliche Aufgliederung im Anhang) stellt die wesentlichen finanzwirtschaftlichen Vorgänge und die Liquiditätssituation dar. Die Zahlungsströme werden getrennt nach den Cashflows aus der laufenden Geschäftstätigkeit, aus der Investitionstätigkeit sowie aus der Finanzierungstätigkeit gegliedert. 

Aus der laufenden Geschäftstätigkeit der KVB ergab sich im Berichtsjahr ein Mittelzufluss von 8,1 Mio. €. Im Vorjahr war ein Mittelabfluss von 51,6 Mio. € (Veränderung -59,7 Mio. €) zu verzeichnen. Diese Entwicklung des Cashflows lässt sich im Wesentlichen auf die Abnahme der sonstigen Vermögensgegenstände in Höhe von 54,9 Mio. € und die Abnahme der Forderungen gegen verbundene Unternehmen in Höhe von 49,1 Mio. € zurückführen, obwohl zugleich die Verbindlichkeiten um 65,6 Mio. € sanken. Forderungen und Verbindlichkeiten in Höhe von 60,1 Mio. € wurden nach der Abrechnung des Unglücks Waidmarkt im Geschäftsjahr mit der Stadt Köln verrechnet.

Aus der Investitionstätigkeit flossen Mittel in Höhe von 162,1 Mio. € ab. Ursache dafür waren im Wesentlichen verstärkte Auszahlungen für Investitionen in das Sachanlagevermögen von 161,1 Mio. €.

Bei der Finanzierungstätigkeit ergab sich ein Mittelzufluss von 153,8 Mio. €. Einzahlungen resultierten aus dem Ausgleich des Unternehmensergebnisses des Jahres 2019 in Höhe von 100,0 Mio. € durch die Konzernmutter, Eigenkapitalzuführungen in Höhe von 18,7 Mio. €, Darlehensaufnahmen in Höhe von 24,9 Mio. € sowie erhaltenen Investitionszuschüssen in Höhe von 47,6 Mio. €. Dem standen Auszahlungen für Tilgungen von Darlehen und Ausleihungen in Höhe von 31,2 Mio. € und gezahlte Zinsen in Höhe von 6,2 Mio. € gegenüber.

Insgesamt konnte der Mittelzufluss aus der Finanzierungstätigkeit die Abflüsse aus dem operativen Geschäft und der Investitionstätigkeit fast vollständig decken. Der Zahlungsmittelbestand verringerte sich um 0,2 Mio. €.

Investitionen

in Mio. €

  2020 2019 Veränderung
in %
Stadtbahn 107,9 52,1 +107,1
Omnibus 42,2 4,6 +817,4
Gemeinsame 13,7 26,9 -50,9
Gesamt 163,8 83,6 +95,9

Die KVB hat im Geschäftsjahr 2020 im Wesentlichen in den Ausbau und die Erneuerung des Sachanlagevermögens investiert. Die Investitionsausgaben lagen dabei mit 163,8 Mio. € über dem Vorjahr (83,6 Mio. €). Die Zunahme im Bereich Stadtbahn resultiert überwiegend aus der Beschaffung neuer Stadtbahnwagen (44,9 Mio. €), der Stellplatzerweiterung in der Hauptwerkstatt in Weidenpesch (24,3 Mio. €) und dem Projekt ITCS (15,4 Mio. €). Die Investitionen in die Generalsanierungen der Bahnen der Serie 2100 bewegen sich mit 5,0 Mio. € etwas über dem Vorjahresniveau.

Im Bereich Omnibus hat die KVB insbesondere in die Beschaffung neuer Elektrobusse (11,9 Mio. €) sowie den Ausbau der Ladeinfrastruktur auf dem Betriebshof Nord (11,2 Mio. €) investiert. Im Vergleich zum Vorjahr ist das Investitionsvolumen deutlich gestiegen. Zudem erfolgte im Berichtsjahr eine Auslieferung von Dieselbussen, die eigentlich für das Jahr 2019 geplant war, sich aber aufgrund der hohen Nachfrage und der damit verbundenen Lieferengpässe verzögert hatte.

Gewinn- und Verlustrechnung (Kurzfassung)

in Mio. €

  2020 2019 Veränderung
in %
Gesamtleistung 258,7 307,0 -15,8
Sonstige betriebliche Erträge 102,6 48,0 113,8
Materialaufwand -153,8 -144,1 6,7
Personalaufwand -234,4 -224,3 4,5
Abschreibungen -41,5 -40,1 3,3
Sonstige betriebliche Aufwendungen -29,7 -32,3 -8,0
Finanzergebnis -11,5 -13,9 17,9
Ergebnis nach Steuern -109,6 -99,7 -10,0
Steuern -0,3 -0,3 0,0
Unternehmensergebnis -109,9 -100,0 -9,9

Im Geschäftsjahr sank das Unternehmensergebnis um 9,9 % beziehungsweise 9,9 Mio. € auf rund -109,9 Mio. €. Das Planergebnis konnte nicht erreicht werden. Nachdem die Verkehrserlöse in den ersten zwei Monaten des Geschäftsjahres zunächst gestiegen waren, sanken sie aufgrund der drastischen Einschränkungen zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie im Geschäftsjahr deutlich um 47,4 Mio. €, ebenso wie die damit verbundene Gesamtleistung. Trotz der in den sonstigen betrieblichen Erträgen enthaltenen Zuwendungen aus dem ÖPNV-Rettungsschirm in Höhe von 45,6 Mio. € konnte das Ergebnis des Vorjahres nicht wieder erreicht werden. Der Grund dafür waren die insgesamt gestiegenen Aufwendungen (+15,8 Mio. €).

Zwei Posten haben den Gesamtaufwand im Wesentlichen steigen lassen: Der Materialaufwand stieg im Vergleich zum Vorjahr um 9,7 Mio. € insbesondere aufgrund vermehrter Anmietungen von Fahrzeugen, Maschinen und Geräten sowie gestiegener Instandhaltungsaufwendungen und Reinigungskosten. Ferner haben steigende Lohnkosten aufgrund der Tarifeinigung der Tarifvertragsparteien sowie eine gestiegene Mitarbeiterzahl den Personalaufwand um 10,1 Mio. € erhöht.

Die Summe der Abschreibungen auf Vermögensgegenstände des Anlagevermögens war im Geschäftsjahr gegenüber dem Vorjahr aufgrund der Erhöhung des Anlagevermögens leicht gestiegen.

Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen lagen im Berichtsjahr mit einem Volumen von 29,7 Mio. € etwas unter dem Vorjahresniveau.

Das Finanzergebnis verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahr um 2,4 Mio. €.

Der Aufwanddeckungsgrad sank von 78,1 % im Vorjahr um 1,4 Prozentpunkte auf 76,7 % im Berichtsjahr. Die Stadtwerke Köln GmbH gleicht als Muttergesellschaft das Unternehmensergebnis gemäß dem Organschaftsvertrag aus.

Der Deutsche Corporate Governance Kodex stellt wesentliche gesetzliche Vorschriften zur Leitung und Überwachung deutscher börsennotierter Gesellschaften dar und enthält international und national anerkannte Standards guter und verantwortungsvoller Unternehmensführung. Die Kölner Verkehrs-Betriebe AG bekennt sich insoweit zu der im Deutschen Corporate Governance Kodex enthaltenen Aussage, dass Unternehmen verantwortungsvoll und auf nachhaltige Wertschöpfung ausgerichtet zu leiten und zu kontrollieren sind.